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Ungebrochenes internationales Interesse am gemeinnützigen Wohnbau

Das internationale Interesse an der österreichischen Wohnungsgemeinnützigkeit und am sozialen Wohnbau in Wien ist ungebrochen. Aus fünf verschiedenen Ländern kamen in den vergangenen Wochen Delegationen zu Besuch nach Wien und wurden u.a. vom wohnwirtschaftlichen Referat des Verbands betreut.


Den Auftakt machte Tom Copley, der Vizebürgermeister von London, der sich mit seiner Delegation neben einer Gemeindebau-Tour auch das durch GBV-Bauten geprägte Sonnwendviertel und den „Lebenscampus Wolfganggasse“ (Bauträger WBV-GPA und Neues Leben) samt Treffen mit dem Wiener Landesgruppenobmann Michael Gehbauer nicht entgehen ließ.


Eine zwanzigköpfige Delegation von kommunalen Wohnbauträgern Schwedens (Public Housing Sweden) wurde von der Sozialbau in ihren Räumlichkeiten empfangen, wo sie sich eingehend über die österreichische Wohnungsgemeinnützigkeit, den geförderten Wohnbau in Wien und über die Dekarbonisierungsstrategie der Sozialbau informierte. Die anschließende Besichtigung des multifunktionalen innerstädtischen Revitalisierungs- und Neubauprojekts „Sophie 7“ am Standort des ehemaligen Sophienspitals (Sozialbau und WBV-GPA) stieß auf sehr großes Interesse, ebenso das Nordbahnviertel und die Führung durch das innovative Coworking- und Co-Living Projekt „die Hauswirtschaft“ (Bauträger EGW, einzueins Architektur).

Zwei französische Wohnbauforscher, die im Auftrag der USH (Union sociale pour l‘habitat) eine internationale Vergleichsstudie zu Wohnbaugenossenschaften erstellen, kamen auf Studienbesuch nach Wien und informierten sich eingehend über Wohnungspolitik und Wohnungsmarkt in Österreich mit einem Fokus auf Geschäftsmodell (Kostenmiete, Vermögensbindung) und Finanzierung des gemeinnützigen und genossenschaftlichen Wohnbaus.


Die weiteste Anreise hatte die Delegation der BCCM (Business Council of Co-operatives and Mutuals) aus Australien, die auf ihrer Studienreise („European co-operative housing study tour“) mehrere europäische Länder bereisten und sich über Wohnbaugenossenschaften informierten. Bei ihrem Besuch im Verbandsbüro zeigten sie sich besonders interessiert an den ökonomischen Effekten des gemeinnützigen Wohnbaus in Österreich sowie an der Funktion der „revolvierenden Fonds“ von Erhaltungs- und Verbesserungsbeitrag, dem WGG-Generationenvertrag und der darlehensbasierten Wohnbauförderung. Auch von Beispielen der sozialen und ökologischen Innovation im gemeinnützigen Wohnbau zeigten sie sich beeindruckt.

Für den 18. April hat sich schließlich – zum vierten Mal seit 2022 – eine hochrangige kalifornische Delegation der GPLA (Global Policy Leadership Academy) angekündigt. An diesen Studienreisen nehmen Führungskräfte aus Politik, Verwaltung, Wohnungswirtschaft, Finanzwesen und Zivilgesellschaft teil. Sehr hohe Bau- und Wohnkosten, Wohnungsknappheit und hohe Obdachlosenzahlen zeigen, dass die sozialen und wohnungswirtschaftlichen Herausforderungen in Kalifornien hoch sind. Es wächst das Bewusstsein, dass der unregulierte Markt allein diese nicht lösen kann. Einige Maßnahmen, die von der Auseinandersetzung mit der österreichischen Wohnungspolitik inspiriert wurden, sind bereits umgesetzt, weitere befinden sich in der politischen Diskussion. So wurde etwa eine Steuer auf Luxus-Immobilientransaktionen eingeführt, mit deren Einnahmen u.a. der Aufbau eines „leistbaren“ Wohnungssektors mit Kostenmiete in Anlehnung an gemeinnützige Bauvereinigungen finanziert werden soll. Auch ein öffentlicher Bodenfonds in Anlehnung an den Wohnfonds Wien ist in Umsetzung begriffen.   

 

Autorin: Gerlinde Gutheil-Knopp-Kirchwald