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43% der Wiener leben im gemeinnützigen oder kommunalen Wohnbau

Oft wird darüber berichtet, wie politische Delegationen aus Europa und der ganzen Welt in die österreichische Bundeshauptstadt kommen, um sich das „Wiener Modell“ des Wohnbaus anzusehen. Und erst kürzlich hat ein OECD-Report Österreich als Role Model der Wohnbaupolitik hervorgetan. GBV-aktuell hat berichtet. Doch was steckt dahinter?

Wien als Miet-Hauptstadt

1.898.000 Menschen leben in Wien, die laut Mikrozensus 2019 in rund exakt 912.000 Wohnungen hausen. Satte 77% davon sind Mietwohnungen. In wenigen Städten Europas oder Österreichs gibt es einen derart großen Anteil an Mietwohnungen. Dieser hohe Wert ergibt sich nicht etwa zufällig, sondern er resultiert aus der Tradition des sozialen Wohnbaus der Stadt. Denn Mieten in Wien hat viele Vorteile – vor allem im kommunalen und gemeinnützigen Wohnbau.

Kommunaler und Gemeinnütziger Wohnbau in Wien

Exakt 56,5% der Wiener Mietwohnungen sind Gemeindewohnungen oder Wohnungen von gemeinnützigen Bauträgern. Mit etwa 207.000 Gemeindewohnungen und 189.000 gemeinnützigen Wohnungen, ist der kommunale Wohnbau (noch) knapp voran. Doch die Neubauleistung der Gemeinnützigen ist in der jüngeren Vergangenheit deutlich gestiegen und liegt klar vor der des kommunalen Wohnbaus. Trotz einer aktuell geringeren Bevölkerungsdynamik als vor wenigen Jahren bleibt der Bedarf an leistbaren Wohnungen weiterhin hoch. In Wien befinden sich derzeit mehr als 11.000 gemeinnützige Wohnungen in Bau, der Großteil davon leistbare Mietwohnungen. 

Mietpreisdämpfende Wirkung auf gesamten Wohnungsmarkt

In ganz Europa steigen die Wohnkosten. Das Thema wird zunehmend zum politischen Dauerbrenner, da es hier großes Potential für soziale Spannungen gibt. So steigen die Einkommen nicht im selben Verhältnis wie die Wohnungskosten. Politische Lösungen benötigen oft viele Jahre, insbesondere die Etablierung von langfristigen Wohnbaumodellen wie dem kommunalen oder gemeinnützigen Wohnbau. Auch in Wien steigen die Preise, insbesondere im privaten Mietsektor. 

Ein wichtiger Grund für die insgesamt leistbaren Mieten sind nicht zuletzt die preisdämpfenden Angebote im sozialen Wohnbau, die auch den gewerblichen Bereich nach unten drücken. Insgesamt liegen die Mieten bei den Gemeinnützigen bereits mit 23% unter denen der gewerblichen/privaten Miete – der kommunale Wohnbau liegt sogar noch knapp darunter. Besonders interessant wird es jedoch beim Blick auf die Neubauten seit 2011. Hier sind die Gemeinnützigen Mieten mit 9 Euro brutto/m2 bereits um 36% günstiger als die gewerblichen/privaten Mieten die mittlerweile bei 14 Euro/m2 liegen. Obendrein sind 97,6% aller GBV Mietverträge unbefristet. Auch hier gibt es im sozialen Wohnbau ein Gegengewicht zum Trend im gewerblichen/privaten Bereich, wo bereits 36,5% der Mietverträge befristet sind und bei neueren Mietverträgen liegt der Anteil gar bei 63%.

IBA_Wien 

Die Abkürzung IBA steht für Internationale Bauausstellung. Die Tradition der Bauausstellungen ist bereits über 100 Jahre alt. Seit damals werden bautechnische Neuerungen präsentiert und über gesellschaftliche, technische und kulturelle Strömungen und Entwicklungen der Zukunft geblickt. Eine der Herausforderungen für die Stadt Wien wird die Wohnraumschaffung. Bis zum Jahr 2025 soll Raum für bis zu 120.000 neue Wohnungen bereitgestellt werden, da der Zuzug in die Stadt weiterhin hoch ist. Trotz der wohnungspolitischen Instrumentarien sieht sich die Stadt mit steigenden Grundstückspreisen konfrontiert, die nicht mit den steigenden Realeinkommen im Verhältnis stehen. Mit dem Instrument der Internationalen Bauausstellung – IBA_Wien – hat sich die Stadt dazu entschlossen, neue zukunftsweisende Akzente zu setzen. Wie der Webseite der IBA zu entnehmen ist, ist das „Ziel der IBA_Wien, gemeinsam mit heimischen und internationalen Expertinnen und Experten sowie unter Mitsprache der Wiener Bevölkerung beispielgebende Antworten auf Fragen des „Neuen Sozialen Wohnens“ zu erarbeiten. Dies sowohl im Bereich des Neubaus als auch der Sanierung. Mehrere Stadtentwicklungs- und Stadterneuerungsgebiete stehen im Fokus der IBA_Wien, in denen innovative Lösungen vorangetrieben werden. Mit der Internationalen Bauausstellung – die Präsentationsjahre sind 2020 und 2022 – beabsichtigt Wien, sich europaweit als Kompetenzzentrum für sozialen Wohnbau zu etablieren.“

Wien blickt also nicht nur stolz auf seine Vergangenheit im Bereich der Wohnbaupolitik, sondern wappnet sich bereits für die Herausforderungen der Zukunft. Dabei ist eines klar: Die Gemeinnützigen werden weiterhin eine essentielle Rolle bei der Schaffung von leistbarem und qualitativem Wohnraum einnehmen.