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Selbstgemacht „schmeckts“ am Besten

Auf der Dachfläche des Mehrparteienhauses in der Latverastraße in Wien-Donaustadt wird in einem ersten Projekt eine Photovoltaik-Anlage auf 400 Quadratmetern Dachfläche errichtet, die pro Jahr an die 60.000 Kilowattstunden (kWh) Strom produzieren soll. Ein Teil des Stroms kann von den Hausbewohnern direkt verbraucht werden, die produzierten Überschüsse werden direkt ins Netz eingespeist. 

6.800 geeignete Häuser

„Wir sind mit allen relevanten Baugenossenschaften und Wohnbauträgern im Gespräch und werden in den nächsten Monaten weitere Projekte präsentieren“, so Michael Strebl, Wien-Energie-Geschäftsführer, der in Kooperation mit der Wohnbauvereinbarung für Privatangestellte (WBV-GPA) das Vorhaben umsetzt. „Bis zum Jahresende möchten wir 1.000 Wienerinnen und Wiener mit hausgemachtem Sonnenstrom versorgen“ so Strebl weiter. Schätzungen nach kommen für die Realisierung an die 6.800 bestehende Mehrparteienhäuser für derartige Gemeinschaftsanlagen in Frage. 

© Wien Energie/Hofer

Anfängliche Beschränkungen für Lift und Stiegenhaus

Der Grund dafür, dass sich diese naheliegende Maßnahme bisher noch nicht durchgesetzt hatte, war weniger eine technische, sondern eher eine rechtliche Frage. Bisher war die Nutzung von gemeinschaftlich gewonnenem Strom in Wohnhäusern lediglich für das Stiegenhaus oder den Liftbetrieb erlaubt, nicht aber für die Wohnungen selbst. Eine Novellierung des Ökostromgesetzes im vergangenen Jahr ermöglicht nun die erweiterte Nutzung. 

Die Teilnahme an diesem Gemeinschaftsprojekt ist auf freiwilliger Basis. Einzige Grundvoraussetzung ist ein Smart Meter oder ein ambivalentes Strom-Messgerät zur Aufteilung. Laut Wien Energie kann somit jeder teilnehmende Haushalt bei einem normalen Verbrauchsverhalten bis zu 30 Prozent seines jährlichen  Strombedarfs aus der Solaranlage auf dem eigenen Hausdach abdecken. 

Michael Gehbauer (WBV-GPA) und Michael Strebl (Wien Energie) © Wien Energie/Hofer

Den Betrieb und die Installation der Anlagen sowie die Aufteilung des Stroms und die Abrechnung erfolgt durch die Wien Energie. Der Vorteil für die Mieter des Mehrparteienhauses: Es fallen keinerlei Investitions- oder Fixkosten an. Als Vergleichswert zum Standard-Tarif zahlen die Kunden von Wien Energie um 1,71 Cent/kWh weniger und Kunden anderer Lieferanten um 0,71 Cent/kWh weniger. Ein weiterer Vorteil ist, dass zusätzliche Kosten wie Netz- und Energiegrundpreis oder die Ökostrompauschale gänzlich entfallen. Lediglich ein Messentgelt von 50 Cent pro Monat wird verrechnet. Die tarifliche Bindungsfrist beträgt ein Jahr. 

80.000 Euro Kosten für Anlage

Laut Statistik Austria (2011) gab es in Wien rund 154.00 Wohnhäuser, von denen knapp 68.000 Mehrparteienhäuser sind. „Eine Gemeinschafts-Photovoltaik-Anlage lohnt sich aus unserer Sicht auf bis zu 10 Prozent dieser Mehrfachhäuser“, so der Geschäftsführer Strebl. Der Kostenpunkt für die Solarstromanlage in der Latverastraße beläuft sich auf 80.000 Euro. Die Inbetriebnahme ist für kommenden Herbst geplant. In den kommenden Jahren will Wien Energie den eingeschlagenen Weg weitergehen und 100 Millionen Euro in neue Photovoltaik-Anlagen investieren.