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Neue Wege bei Flächennutzung: Vier-Punkte-Plan für Wien

Der aktuelle Bodenpreis für einen Quadratmeter Wohnnutzfläche beläuft sich in Wien derzeit auf knapp 700 Euro. Jedoch dürfen im geförderten Wohnbau laut Gesetz lediglich 235 Euro pro Quadratmeter ausgegeben werden. Eine Diskrepanz, die laut Thomas Ritt, dem Leiter der Abteilung Kommunalpolitik der Arbeiterkammer Wien, den sozialen Wohnbau massiv ausbremst. Um dem entgegenzuwirken und der massiv gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, hat die AK Wien auf Basis einer von ihr in Auftrag gegebenen Studie, ein Vier-Punkte-Programm zur Schaffung von zusätzlich mindestens 2000 geförderten Wohnungen pro Jahr präsentiert.

Es geht nur gemeinsam
Größtes Potenzial zur Umsetzung liegt laut Thomas Ritt vor allem in den bereits existierenden Flächen der Wohnbaugesellschaften und der Gemeinde Wien. Hier sind in aller ersten Linie Überbauten von Garagen oder Parkplätzen, der Ausbau von Dachwohnungen und durch Neubauten auf vorhandenem Gelände potentielle Umsetzungsmaßnahmen. Um dies zu ermöglichen, muss von städtischer Verwaltungsseite aus eine Priorisierung der effizienten Wohnraumnutzung erfolgen: „Neben dem systematischen Screening der vorhandenen Flächen zählt dazu auch die Qualitätssicherung der Bauprojekte“ so Ritt.
Jedoch reicht ein Beitrag von städtischer Seite nicht aus um das Problem ganzheitlich in den Griff zu bekommen. Auch die Privaten müssen einen Beitrag leisten. „Auch bei privaten Neubauten werden oft zu viele zu große Luxuswohnungen geplant.“ Laut Ritt sind „die so entstehenden Wohnungen zu teuer für die meisten Wohnungssuchenden.“ Damit spricht er das Problem bei Luxussanierungen an, wobei allein im privaten Gründerzeitaltbau ein Wohnungspotential von knapp 23.000 Einheiten in Dachgeschoßwohnungen geschätzt wird. An dieser Stelle ansetzend, müsse die Stadt private Investoren dazu verpflichten, einen Sozialwohnungsanteil von 33 Prozent zu schaffen.

Neue Wege gehen
Neben den baulichen Herausforderungen gilt es auch, sich den veränderten Lebens- und Wohnbedürfnissen der Bevölkerung anzupassen. Häufige Scheidungen oder Patchworkfamilien, lange Ausbildungszeiten – das sind nur einige Beispiele für neue Lebensumstände der Gegenwart. Derzeit sind knapp 45 Prozent der Wiener Haushalte Singlehaushalte, jedoch nur 17 Prozent der Wohnungen Kleinwohnungen. „Nicht nur die Lebenswelten, sondern auch die Altersstruktur in den Gemeinde- und Genossenschaftsbauten der 80er Jahre“ haben sich laut Thomas Ritt drastisch verändert und bedürfen deshalb eines Generationenwechsels. Gebraucht werden insbesondere kleine, kostengünstige sowie seniorengerechte Wohneinheiten. „Eine Ergänzung der Wohnsiedlungen mit passenden Kleinwohnungen für Ältere wäre deshalb eine Chance für mehr Wohnungstausch im angestammten Grätzel.“
Ein wichtiges Element bei den Neuerungen ist die Beteiligung und Aufklärung der betroffenen älteren Generation um Zweifel und Ängste vorzubeugen. „Das kann nur gelingen, indem man sie schon in den Planungsprozess miteinbezieht“ fordert deshalb Ritt, um so wunsch- und altersgerechte Wohnungen zu schaffen.    

Pilotprojekte als Leuchttürme
Ein erfolgreiches Musterbeispiel für die angestrebten Veränderungen bietet das Projekt in der Hauffgasse 37- 47 in Wien Simmering. 79 Dachaufstockungen werden dort an dem aus den 1980er Jahren stammenden Bau vollzogen. Neben der Möglichkeit, innerhalb des Hauses sich für eine neue und den Bedürfnissen entsprechende Wohnung zu bewerben, wurden zusätzlich Solaranlagen auf dem Dach installiert, sowie Grünflächen und barrierefreie Zugänge zu den Gebäuden und einzelnen Wohnungen geschaffen.
Ein weiteres erfolgreiches Beispiel für eine Neunutzung im Sinne der beschriebenen Herausforderungen zeigt das Pilotprojekt Dantebad in München. Dort konnten durch eine Überbauung bereits bestehender Garagenanlagen, die im Eigentum der Stadt München stehen, 100 neue Wohnungen durch die Wohnbaugesellschaft Gewofag errichtet werden. Die Vergabe der Wohnungseinheiten erfolgt über die Stadt München.