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Interview mit Landeshauptmann-Stellvertreter und Wohnbaulandesrat Dr. Georg Dornauer

1. Herr Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Dornauer! Eine Frage, die wir gerne eingangs stellen: Haben Sie schon Ihren eigenen Spaten?  

Einen eigenen Spaten habe ich nicht, aber ich freue mich über jeden einzelnen Spatenstich bei dem leistbarer Wohnraum für unsere Tirolerinnen und Tiroler entsteht. 

2. Was sind für Sie die großen Herausforderungen rund ums Thema Wohnen?

In den letzten Jahren sind die Mieten stetig gestiegen und verschlingen einen immer größeren Teil der Einkommen. In den meisten Regionen Österreichs werden bezahlbare Wohnungen sowie Grund und Boden zur Mangelware. Gleichzeitig nehmen Immobilienspekulationen zu, teure Luxus-Eigentumswohnungen stehen oft leer. Auch die Teuerungswelle sowie die Energie- und Klimakrise verschärfen die Situation auf dem Wohnungsmarkt zunehmend. Nicht auf alle diese Faktoren haben wir direkten Einfluss. Ich werde als zuständiger Landeshauptmann-Stellvertreter und Wohnbaureferent jedoch alles daransetzen, unsere politischen und rechtlichen Möglichkeiten offensiv zu nutzen um Wohnen als Grundbedürfnis und zentrale Zukunftsfrage leistbar zu halten. Wohnen darf kein Luxus sein. 

3. Sehen Sie in Tirol spezielle Herausforderungen beim Wohnbau gegenüber den anderen Bundesländern?

Die hohe Attraktivität unseres Bundeslandes als Wohn-, Arbeits- und Lebensraum treibt die Nachfrage und auch die Preise für den Wohnraum stark nach oben. Vor allem Tourismusgemeinden leiden unter leerstehenden Zweitwohnsitzen bzw. Ferienwohnungen. Dazu kommt, dass unser Siedlungsraum mit ca. 13 % begrenzt ist. Eine kluge Nutzung des immer knapper werdenden Bodens zum Wohle der Allgemeinheit ist somit ein Muss. Wir müssen nicht nur jeder Form der Spekulation auf den so dringend benötigten Wohnraum einen Riegel vorschieben, sondern auch konsequent brachliegendes Bauland mobilisieren. 

4. Neben dem Wohnbau sind Sie auch für die Bereiche Sport und vor allem

Integration zuständig. Warum macht es aus Ihrer Sicht Sinn, diese Bereiche miteinander zu verbinden?

Gerade der Sport hat eine besondere integrative Dimension in unserer Gesellschaft. Ebenso die Schaffung von leistbarem Wohnraum sowie neuen modernen Wohnformen.  Auch hier gibt es durchaus überschneidende Materien die ich mit viel Freude und Engagement versuche in Einklang zu bringen. 

5. Welche Bedeutung hat für Sie der gemeinnützige Wohnbau?

Als Sozialdemokrat sehe ich das Thema Wohnen als sozialstaatliche Verantwortung. Wohnraum muss für alle Menschen leistbar sein, nachhaltig gebaut werden und langfristig zur Verfügung stehen. Dafür trägt in Österreich vor allem die gemeinnützige Wohnungswirtschaft Sorge. Als Vorreiter hat Österreich das Modell der sozialen Baukultur erfolgreich entwickelt und etabliert, um für die Mieterinnen und Mieter die Wohnkosten deutlich geringer zu halten als am privaten Wohnungsmarkt. Gerade jetzt brauchen wir leistbare Wohnungen dringender denn je. Die gemeinnützigen Bauträger in Tirol sind hier ein wichtiger Partner.

Derzeit gibt es in Tirol 13 gemeinnützige Bauvereinigungen deren Kernaufgabe es ist, leistbare Wohnungen zu errichten, zu verwalten und zu sanieren. Zwei dieser 13 Bauvereinigungen stehen im Miteigentum des Landes Tirol und stärken damit unsere aktive Rolle in der Wohnungspolitik. Diese Zusammenarbeit werden wir in den kommenden Jahren weiterhin vorantreiben und forcieren. 

6. Gibt es spezielle Maßnahmen, die Sie für mehr leistbares Wohnen planen? (Stichwort Leerstandsabgabe etc.)

Wir sind gefordert im Grundverkehr, in der Raumordnung, im Baurecht sowie im Bereich der Wohnbauförderung gleichermaßen effiziente und wirkungsvolle Maßnahmen zu setzen. Für unsere jungen Tiroler Familien bleibt die Wohnbauförderung als attraktive Möglichkeit zur Finanzierung von Eigentum weiterhin eine starke Stütze für leistbares Wohnen. Aufgrund der anhaltend hohen Energiepreise wird die einkommensunabhängige Sanierungsoffensive jedenfalls bis 2027 fortgeführt und um eine Förderung für Dachbegrünungen erweitert. Es ist wichtig, bewährte und zuverlässige Instrumente der letzten Jahre fortzusetzen, aber genauso wichtig ist es auf neue und innovative Projekte für modernen und bezahlbaren Wohnraum in Tirol zu setzen. Das bedeutet weit mehr als nur vier Wände aufzuziehen. Um den vielfältigen und unterschiedlichen Wohnbedürfnissen der Tirolerinnen und Tiroler gerecht zu werden, werden wir als Land Tirol bereits im nächsten Jahr eine Studie zum tatsächlichen Wohnbedarf in allen Gemeinden durchführen. Wir sehen bereits heute, dass neue Wohnformen wie betreubare, barrierefreie und altersgerechte Wohnungen sehr gefragt sind und werden diese künftig auch vermehrt bauen. Damit die Tirolerinnen und Tiroler selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. Eine gute Versorgung mit Wohnraum funktioniert nur, wenn wir gewährleisten, dass ausreichend Grund und Boden zur Verfügung steht. Daher werden wir uns beim Bund für eine Kompetenzübertragung an die Länder im Bereich des Volkswohnungswesens stark machen. Die mit 1.1. 2023 in Kraft tretende Leerstandsabgabe muss außerdem streng exekutiert werden. 

Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Georg Dornauer © DieFotografen