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Trendwende bei der Wohnbauförderung?

Erster Anstieg der Wohnbauförderungsausgaben seit 2014
Mit Gesamtausgaben von 2,2 Mrd. EUR im Jahr 2023 stiegen die Ausgaben der Wohnbauförderung der Länder erstmals seit 2014. Im Vergleich zum Vorjahr 2022 bedeutet das einen Anstieg von rd. 300 Mio. EUR oder +16%. Real, also bereinigt um die Inflation, beträgt der Anstieg jedoch lediglich +8%. Der Anstieg von 2022 auf 2023 bedeutet dennoch eine Abkehr vom Trend der stark sinkenden Wohnbauförderungsausgaben der letzten Jahre.


Am deutlichsten fiel der Anstieg bei der Sanierungsförderung aus. Während im Vorjahrzehnt (2013-2022) durchschnittlich 550 Mio. EUR in die Sanierung flossen, stiegen die Sanierungsausgaben der Länder im Jahr 2023 auf 670 Mio. EUR, ein Plus von 22%. Im Vergleich zum Vorjahr (2022) stiegen die Sanierungsausgaben um 31%. Die Sanierungsausgaben machen im Durchschnitt (2014-2023) rund ein Viertel (25%) der Gesamtausgaben aus, im Jahr 2023 stieg der Anteil auf 31%.


Auch im Neubau ist ein Anstieg der Wohnbauförderungsausgaben von 1,1 Mrd. EUR (2022) auf 1.2 Mrd. EUR im Jahr 2023 zu verzeichnen. Das ist zwar ein Plus von 11% gegenüber dem Vorjahr (2022), jedoch weiterhin ein Minus von 13% gegenüber dem Vorjahrzehnt (2013-2022). Während die Ausgaben für die Darlehensförderung mit 870 Mio. EUR annähernd gleich hoch ausfielen wie im Jahr 2022, ist der Anstieg vor allem bei den Zuschüssen zu beobachten (2022: 240 Mio. EUR, 2023: 350 Mio. EUR). In diesen Zuschüssen sind auch Annuitäten- und Zinszuschüsse enthalten, die im Rahmen der Wohnbauförderung für bestehende Kapitalmarktdarlehen geleistet werden. Das heißt, dass ein Teil der Anstiege der Wohnbauförderungsausgaben auch mit den Anstiegen der erforderlichen öffentlichen Bezuschussung von Kapitalmarktdarlehen zu erklären ist. Anteilsmäßig liegen die Ausgaben für den Neubau im Jahr 2023 bei 56% der Gesamtausgaben, was unter dem Durchschnittswert des Jahrzehntes (2014-2023) liegt (61%). 


Die Ausgaben für Wohnbeihilfen stiegen zwar auch von 240 Mio. EUR im Jahr 2022 auf 270 Mio. EUR im Jahr 2023 (+12%), liegen aber um 11% unter dem Durchschnitt des Vorjahrzehnts (2013-2022). Wohnbeihilfen machen in etwa 12-13% der gesamten Wohnbauförderungsausgaben aus.

Im Langfristtrend bleiben die Wohnbauförderungsausgaben deutlich unterdurchschnittlich
Langfristig kann man jedoch weiterhin von einem deutlichen Rückgang bei den Wohnbauförderungsausgaben sprechen, sowohl nominell als auch real (i.e. um den VPI deflationiert). Ende der 1990er Jahre lagen die Ausgaben für die Wohnbauförderung nominell bei 2,3 Mrd. Euro. Das heißt, dass vor mehr als 25 Jahren die nominellen Ausgaben für die Wohnbauförderung höher waren als heute. Bereinigt um dem Verbraucherpreisindex (VPI) entsprachen die Ausgaben von 2,3 Mrd. Ende der 1990er Jahre einem Wert von 4,2 Mrd. Euro im Jahr 2023. Das entspricht einem Rückgang der Wohnbauförderungsausgaben im Zeitraum 1996/98 bis 2021/2023 um 18% (nominell), real (VPI-bereinigt) liegt der Rückgang sogar bei 51%. Anders formuliert: die realen Wohnbauförderungsausgaben haben sich seit Ende der 1990er Jahre in etwa halbiert. Im Wohnungsneubau ist der langfristige Rückgang besonders deutlich. Während die nominellen Ausgaben um ein Drittel (-33%) zurückgingen, belief sich der reale Rückgang auf -60%. Bei den Ausgaben für Sanierungen ist zwar nominell ein Anstieg von 24% zu verzeichnen, in realen Preisen sind jedoch auch die Sanierungsausgaben seit Ende der 1990er Jahre um 27% gesunken. Lediglich die Ausgaben für Wohnbeihilfen sind real annähernd gleichgeblieben (nominell +65%).  Noch deutlicher wird der Rückgang, wenn man die Ausgaben in Relation zum BIP setzt. Betrugen die WBF-Ausgaben im Jahr 1996 noch 1,3% des BIP, so sank der Anteil im Jahr 2022 auf 0,42% des BIP und bewegten sich mit 0,45% im Jahr 2023 nur geringfügig nach oben. 

Weiterer Rückgang bei Förderungszusicherungen insgesamt, jedoch leichter Anstieg bei Mietwohnungen
Bei den Förderungszusicherungen im Neubau wurde mit 14.800 geförderten Einheiten (ohne Heime) ein historisches Tief erreicht. Diese 14.800 Einheiten teilen sich in 10.400 Mietwohnungen, in 1.300 Eigentumswohnungen und 3.100 Einfamilienhäuser auf. Inklusive Heimplätze (500 Förderungszusicherungen) betrug die Zahl der Förderungszusicherungen im Jahr 2023 15.300 Einheiten. Im Langfristtrend (seit 1991 gerechnet) lagen die Förderungszusicherungen im Jahr 2023 um mehr als die Hälfte unter dem Durchschnitt von knapp 32.000 geförderten Einheiten. 
Beim Mietwohnungsbau zeigt sich zwar im Jahr 2023 mit rd. 10.400 Zusicherungen ein leichter Aufwärtstrend (+5%) bei den Förderungszusicherungen im Vergleich zum Jahr 2022, in drei Bundesländern ist jedoch weiterhin ein Rückgang zu verzeichnen. In Niederösterreich sanken die Förderungszusicherungen für Miete von 2022 auf 2023 um 27% und in der Steiermark um 36%. Im Burgenland sanken die Zusicherungen für Mietwohnungen im Jahr 2023 sogar auf Null. Während die Förderungszusicherungen bei Eigentumswohnungen von 2022 auf 2023 in den meisten Bundesländern ebenfalls Rückgänge verzeichnen (Österreichweit 2023: rd. 1300 Zusicherungen), ist bei den Einfamilienhäusern im Jahr 2023 ein annähernd gleich hohes Niveau wie im Jahr 2022 zu beobachten (rd. 3.000 Zusicherungen). Historisch betrachtet kann man jedoch auch die Förderungszusicherungen bei Eigenheimen als niedrig einstufen.

 

Zunehmende Bedeutung der Sanierungsförderung des Bundes
Im Bereich Sanierung und Energie gibt es zusätzlich zur Wohnbauförderung der Länder auch nationale Förderprogramme, wie etwa „Raus aus Öl und Gas“ oder den „Sanierungsbonus“. Diese Programme nehmen im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung bzw. der thermischen Sanierung der Wohnungsbestände eine zunehmende Bedeutung ein. Das zeigt sich, wenn man die Ausgaben der Länder und des Bundes gemeinsam betrachtet. Die Ausgaben der Länder für Sanierungen sind von 960 Mio. EUR im Jahr 2011 auf 550 Mio. EUR im Jahr 2020 zurückgegangen und weisen jedoch seit 2023 wieder eine Aufwärtstendenz auf. Im Jahr 2023 wurden seitens der Länder rd. 670 Mio. EUR für Sanierungen ausgegeben. Seit 2021 ist auch die steigende Bedeutung der Bundesförderungen zu beobachten. Diese machten im Jahr 2021 rd. 110 Mio. EUR aus und stiegen im Jahr 2023 auf 366 Mio. EUR an. Im Jahr 2023 wurden somit von Bund und Ländern insgesamt etwas mehr als 1 Mrd. EUR für Sanierungen ausgegeben.
 

Ein ausführlicher Bericht zur Wohnbauförderung 2023 befindet sich hier zum Download.

Verfasser: Gerald Kössl