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GBVs bauen Kühlung

Eine (zu) heiße Wohnung kann für den Körper eine große Belastung sein. Durch den Klimawandel werden die Hitzetage immer mehr und gerade beim Bauen und Planen steigen die Herausforderungen. Aber wie bauen GBVs Kühlung? Wir haben uns verschiedene Ansätze angesehen.

Beim Planen an Kühlung denken
Mehrere Stadtquartiere haben in den letzten Jahren gleich bei der Planung die Kühlung mitgedacht – etwa bei der Biotope City. Auf dem Gelände, das einst der Coca-Cola-Produktion diente, entstanden in Wien durch insgesamt acht Bauträger rund 990 Wohnungen, wobei zwei Drittel durch die vier Gemeinnützigen ÖSW, GESIBA, Wien-Süd und Wohnungseigentum als sozialer Wohnbau umgesetzt wurden. Mit einem Fokus auf ausgedehnte Grünflächen für Spiel, Naherholung und Urban Gardening sowie mit der nachhaltigen Nutzung von Regenwasser und dem Schaffen von Abkühlung versteht sich die Biotope City Wienerberg als Gartenstadt des 21. Jahrhunderts. An einem typischen Hitzetag kühlt die Biotope City Wienerberg die Umgebung um bis zu -2,2°C Lufttemperatur ab, doch die gefühlte Abkühlung wird deutlich kühler wahrgenommen.

Auch im Stadtquartier in Wien Penzing auf dem Areal der General-Körner-Kaserne wurde gleich bei der Planung an die Kühlung gedacht. In Liesing wird das Biotop-Wildquell als neues Vorzeige-Stadtquartier ebenfalls „gekühlt“ geplant.

Thermische Bauteilaktivierung
Kühlung in der Wohnung ohne Klimaanlage das geht auch, und zwar mit thermischer Bauteilaktivierung (TBA). Bei dieser Technik werden Rohrleitungen in massiven Bauteilen verlegt. Durch diese fließt dann Wasser als Heiz- bzw. Kühlmedium. Die Rohrleitungen können in Wänden, Decken oder Böden verlegt sein. Sie nutzen die Speichermassen dieser Bauteile zur Temperaturregulierung. Anders als bei der Fußbodenheizung, die im Estrich verlegt wird, werden bei der Bauteilaktivierung die Leitungen auf der unteren Bewehrungsebene oder im Betonteil bereits beim Betoniervorgang montiert. So wird das gesamte Bauteil thermisch aktiviert. Sie wird von einigen GBVs bereits eingesetzt.

Die GBV NEUES LEBEN errichtete gemeinsam mit Projektpartner und Initiator M2plus Immobilien GmbH in Stadlau (22. Wiener Gemeindebezirk) einen Wohnbau mit Bauteilaktivierung. Die Internationale Bauausstellung IBA Wien 2022 zeigte das Wohnquartier MGG22 mit dem innovativen Heiz- und Kühlsystem als „Game-Changer“ für die Energieversorgung im Wohnbau. Die Wärme für Beheizung und Warmwasser wird über Sole/Wasser-Wärmepumpen in Verbindung mit Erdwärme-Tiefensonden erzeugt. Insgesamt 30 Erdsonden mit je 150 Meter wurden gebohrt und verbaut. Die entzogene Erdwärme wird im Heizfall mit Hilfe einer Wärmepumpe auf ein höheres Temperaturniveau gebracht. Im Kühlungsfall wird Wärme ins Erdreich eingebracht.
Auch die eben erst mit dem Betonpreis ausgezeichnete neue Wohnhausanlage der WBV-GPA in der Käthe Dorsch-Gasse setzt auf Bauteilaktivierung in der Decke, womit das Wohnhaus beheizt und gekühlt wird.

In Theresienfeld in der Nähe von Wiener Neustadt errichtete die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft „Arthur Krupp“ Ges.m.b.H. ein gefördertes Wohnbauvorhaben mit dem Namen „Viertel hoch Zwei“ mit 28 Wohneinheiten in 4 Baukörpern. Bei diesem Projekt wurde viel Energie in Planung und Berechnungen im Vorfeld gesteckt und insgesamt wurden etwa 20.000 Varianten von Konstruktion, Baumaterialien und Wärmeschutz, von Heizung, Haustechnik und Energieaufbringung geprüft. Auch hier fiel die Entscheidung auf die Bauteilaktivierung. In Sommerein, ebenfalls Niederösterreich, entstanden durch die Südraum/EBSG im Wohnpark Wolfsbrunn ebenfalls 14 Reihenhäuser, die sich der TBA bedienen.

Doppelter Klimaschutz
Bei der STUWO dient die neue Photovoltaikanlage in der Dückegasse in Wien gleichzeitig als Kühlung. Indem der Stiegenhausflur im siebten Stockwerk über ein Glasdach verfügt, ist der öffentliche Bereich des Hauses einerseits hell und freundlich, andererseits erhitzt sich der Flur im Sommer durch das Glasdach stark. Die Photovoltaikanlage wurde daher gleichzeitig als Beschattung installiert. Seitdem hat es im Sommer hier um einige Grad weniger.

Baden im Haus
Einige GBVs „bauen“ Abkühlung in Form von Schwimmbecken im oder beim Haus. Denn das kühle Nass gemeinsam mit den Nachbarn bei einem herrlichen Blick genießen, ist für viele eine Wunschvorstellung. Im Wohnpark Alt-Erlaa und in der Sagedergasse hat die GESIBA jeweils auf den Dächern der Wohnanlagen großzügige Schwimmbecken errichtet, die vornehmlich den Mieterinnen und Mietern zur Nutzung freistehen. Diese bieten nicht nur Entspannung und einen schönen Blick auf die Stadt, sondern fördern auch das Gemeinschaftsgefühl und Miteinander der oftmals anonymen Wohnanlagen. In Aspern bietet die Sozialbau AG ihren Mietern die sommerliche Abkühlungsmöglichkeit auf dem Dach. Die Schwimmanlage ist auf dem neuesten Stand der Technik und mit Solaranlagen zur Beheizung des Wassers versehen, sodass für die Mieter minimal höhere Betriebskosten anfallen.

Das höchste Wohnhochaus im Quartier „The Marks“ im 3. Wiener Bezirk ist eine Kooperation der beiden Bauträger Neues Leben und der WBV-GPA. Zu einem besonderen Wohnerlebnis tragen neben anderen zahlreichen Extras ein Sonnendeck mit einem eigenen Swimming-Pool samt Kinderbecken und Ruhezonen bei.

Auch die Wien Süd ermöglicht das ihren Mieterinnen und Mietern: In Simmering „Am Hofgartel“, in Wien Liesing und in der Leopoldstadt in der Engerthstraße, das gleichzeitig auch Europas erstes Niedrigenergiehaus ist, wurden ebenfalls Poolanlagen auf den Dächern und im Garten erbaut. Bei der „Wien-Süd“ zählen bei größeren Wohnhausanlagen ein Pool, eine Sauna- und Fitnesslandschaft sowie Gemeinschaftsräume schon seit vielen Jahren zum Standard. Ein ebenerdiger Pool ist bereits Ende der 80er Jahre in der „Verdi-Siedlung“ in Wien 23 errichtet worden, der erste Dachpool wurde 1993 in der Wohnhausanlage Engerthstraße 257 im zweiten Bezirk realisiert. Bis heute sind so mehr als 20 Schwimmbäder in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland entstanden. Bei den neuen Anlagen (z.B. in der „Biotope City Wienerberg“ oder in der Atzgersdorfer Straße 259+261), kühlen nicht nur mit ihren beeindruckenden Dachpools, sondern auch weitere klimafreundliche Maßnahmen wie „Urban Gardening“-Bereiche.

Seltenes Goodie: Der Bootsraum
Und manche GBV-Bauten nutzen ihre optimale Lage. So hat diese Anlage an der Alten Donau einen Bootsraum, der von den Bewohnerinnen und Bewohnern fleißig genutzt wird.