Skip to main content Skip to page footer

Eine große Auszeichnung für Österreich und Wohnbaugeschichten aus aller Welt: Das International Social Housing Festival 2025 in Dublin

Nicht nur der European Song Contest, sondern auch der European Responsible Housing Award (Europäischer Preis für verantwortungsvollen Wohnbau), der alle drei Jahre von der internationalen Mietervereinigung IUT, Housing Europe und Delphis ausgelobt wird, ging mit einem Sieg nach Österreich! Dieser Preis wurde 2014 ins Leben gerufen, um Menschen und Projekte sichtbar zu machen, die Wohnraum neu denken – nicht als Ware, sondern als soziales Grundrecht und als Fundament für eine gerechtere Zukunft.

Preisverleihung in Dublin
Bei der Award Zeremonie im Rahmen des International Social Housing Festivals am 5. Juni in Dublin, Irland, wurde das Projekt „Wientalterrassen“ im 14. Wiener Gemeindebezirk der WBV-GPA als Sieger in der Kategorie „Agents of green transition, leaders of innovation“ ausgezeichnet. Die Jury lobte besonders, dass das Projekt Leistbarkeit, Nachhaltigkeit und soziale Inklusion in vorbildhafter Weise verbindet: Mit seinem fossilfreien Energiekonzept, vielfältigen Gemeinschaftseinrichtungen und sozialen Angeboten zeigt das Projekt, wie man im Wohnbau gleichzeitig das Klimaziele verfolgen und lebendige Nachbarschaften aufbauen kann. 
 

Drei weitere GBV-Projekte aus Österreich haben es ins begehrte Finale geschafft. Auch sie wurden bei der Zeremonie geehrt und im Handbuch der Awards präsentiert.

  • Wir InHAUSer „Zero carbon refurbishment“ in Salzburg, eingereicht von SIR Salzburger Institut für Raumordnung und Wohnen, Bauträger Heimat Österreich. Finalist in der Kategorie „Management excellence for housing affordability“
  • „Affordable Green Living incl. free electricity”, Innsbruck, Neue Heimat Tirol. Finalist in der Kategorie “Agents of green transition, leaders of innovation”
  • Lebenscampus Wolfganggasse, Wien, WBV-GPA in Kooperation mit Neues Leben. Finalist in der Kategorie „More than a roof – supporting communities of equal opportunities”

Herzlichen Glückwunsch allen SiegerInnen und FinalistInnen! Österreich war mit einem Kategoriesieg und drei (weiteren) Finalisten von 25 das erfolgreichste Land bei diesem Bewerb, zu dem insgesamt 88 Projekte eingereicht wurden. Die Niederlande hatten ebenfalls vier Projekte im Finale, aber keinen Kategoriesieg. Einmal mehr wurden Innovationskraft und Erfolgsgeschichte des österreichischen gemeinnützigen Wohnbaus international ausgezeichnet!

Storytelling beim ISHF 2025

Um Erfolgsgeschichten, aber auch um solche, die noch unvollendet sind, ging es in Dublin drei Tage lang. Das Motto des International Social Housing Festival, das von 4.-6. Juni in der irischen Hauptstadt stattfand, lautete „Storytelling“. Insgesamt wurden diese Wohnbau-Geschichten in 350 Veranstaltungen erarbeitet und erzählt: Seminare, Konferenzen, Workshops, Exkursionen, Ausstellungen, musikalische Beiträge und soziale Events brachten über 2.000 TeilnehmerInnen der „Social Housing“-Community aus Europa und darüber hinaus in einen intensiven Austausch. Der Verband war mit Bernd Rießland, Gerald Kössl und Gerlinde Gutheil vertreten. Zusammen mit VertreterInnen anderer Organisationen (Stadt Wien, TU Wien, Neunerimmo, AK u.a.) bestand die österreichische Delegation aus rund 15 Personen.


Ein kleiner Auszug aus den „Geschichten“ des ISHF2025:
Eine politische Geschichte erzählte die Housing-Europe Konferenz „Guiding Europe Home: The Compass for a New Housing Paradigm“. Dieser Kompass soll Orientierungshilfe durch die Wohnbau-Landschaft in Europa geben und die Arbeit der EU-Task Force für Wohnen und des europäischen Wohnbau-Kommissars Dan Jorgensen unterstützen. Zum Auftakt des Wohnbau-Kompasses, dessen Nordstern gut funktionierende Wohnungssysteme sind, durfte Gerlinde Gutheil (Verband) erläutern, wie eine kritische Masse an gemeinnützigen Wohnungen es in Österreich ermöglicht, nicht nur die Preise am privaten Markt zu dämpfen, sondern auch die Wohnungslosigkeit nach dem Housing-First-Prinzip kosteneffizient zu senken. Am Podium diskutierten anschließend u.a. Matthew Baldwin, Vorsitzender der EU-Taskforce für Wohnen, Andrea Colantoni (Europäische Investitionsbank), Prof. Marja Elsinga (TU Delft), wie sich der Kompass in die Arbeit zum Thema Wohnen auf EU-Ebene einfügt, und wie der in Ausarbeitung befindliche Plan engagierte Anbieter von leistbarem Wohnraum unterstützen kann. 


Ohne Geld keine Erfolgsstories: In einem vom Verband organisierten und sehr gut besuchten Workshop zur Finanzierung des leistbaren Wohnbaus in der EU diskutierten neben Bernd Rießland und Gerald Kössl (Verband) auch ein Vertreter der Europäischen Investitionsbank und VertreterInnen von neuen Initiativen aus Tschechien und Spanien. Ein Kernthema, das angesprochen wurde, war die finanzielle Nachhaltigkeit der Unternehmen. Seitens der EIB wurde insbesondere der Mehrwert von kostendeckenden Systemen hervorgehoben, die sowohl die Rückzahlung der (EIB) Investitionen als auch die langfristige Bewirtschaftung und Sanierung der Objekte sichert.
 

Auch ein Blick in die Geschichte und was wir von ihr lernen können, darf beim Storytelling nicht fehlen: 
Ein Seminar mit Verbandsbeteiligung widmete sich der Geschichte und Gegenwart von genossenschaftlichem und partizipativem Wohnbau vom 19. Jahrhundert bis heute, und mit welchen Herausforderungen dieser konfrontiert war und ist.


„Stories from Vienna“ lautete eine weitere Veranstaltung mit Verbandsbeteiligung. Dieses von der TU Wien (Judith Lehner) organisierte Seminar spannte den Bogen von der sanften Stadterneuerung ab den 1970 Jahren bis zur heutigen Querschnittsaufgabe der Transformation zur klimafitten und inklusiven Stadt. Gestützt auf Beispiele der Sozialbau wurden Strategien zur Dekarbonisierung des gemeinnützigen Gebäudebestands und der Bedeutung einer guten und humorvollen Kommunikation darüber (Video im Stil von „Mission impossible“) vorgestellt. 


Das Social Housing Festival war auch bereichert durch viele persönliche Geschichten: 
Bewegend, wenn auch noch ohne Happy End, ist die Geschichte des Singers-Songwriters Martin Leahy. Weil er sich wie viele andere Menschen die rapide steigenden Mieten in Dublin nicht mehr leisten konnte und die Räumungsklage erhielt, wählte er seine Form des Protests gegen die Wohnungskrise in Irland. Seit zwei Jahren performt er wöchentlich vor dem Parlament sein Lied „Everyone Should Have a Home“; diesmal unterstützt durch eine Gruppe internationaler ISHF2025-TeilnehmerInnen. 


Erfreulicher die Geschichte der Autorin und Dozentin Katriona O'Sullivan, die eine Keynote am Festival hielt. Sie erzählt ihre Geschichte aus einem von der Heroinsucht ihrer Eltern geprägten Elternhaus und beschreibt, wie sie ihren Weg aus Armut, früher Schwangerschaft und Obdachlosigkeit bis hin zu ihrem Doktortitel und zur Anerkennung als preisgekrönte Autorin, die mit ihrer Arbeit Bildungsbarrieren überwindet, gefunden hat.


Auch in Gedichtform wurden manche Housing Stories gepackt – so beschreibt ein Mieter wortgewandt in Reimform seine Gefühle, als er im sozialen Wohnbau Sicherheit und Geborgenheit findet, findet aber auch ergreifende Worte über die anhaltende Obdachlosigkeit und Ungleichheit auf Dublins Straßen.


Zum Abschluss des International Social Housing Festivals wurde der Stab an Lissabon weitergereicht, wo 2027 das nächste Festival stattfinden wird.

Autorin: Gerlinde Gutheil-Knopp-Kirchwald

Referenzen:
https://www.socialhousingfestival.eu/
https://www.responsiblehousing.eu/
https://www.housingeurope.eu/