Mieten im Coronajahr 2020
Wie bei den Immobilienpreisen zeigte sich auch bei Wohnungsmieten im Jahr 2020 – dem Jahr des Ausbruchs der Corona-Pandemie – keine wirkliche Entspannung auf den Wohnungsmärkten. Der Anstieg der Mieten von 2019 auf 2020 lag so wie in den letzten Jahren weiterhin deutlich über der Inflation. Der Durchschnittspreis pro Quadratmeter für eine Mietwohnung in Österreich lag 2020 bei 8,3 Euro, der durchschnittliche Preis pro Wohnung bei 552 Euro. Bei den Quadratmetermieten liegt der Anstieg der Bruttomiete pro m2 bei 3%, bei den Nettomieten sogar bei 3,9%. Der Anstieg der Betriebskosten ist mit +0,4% vergleichbar gering. Die Preissteigerungen sind also demnach primär auf die Situation am Wohnungsmarkt zurückzuführen und haben weniger mit den in den Betriebskosten enthaltenen Hausbewirtschaftungs- und Infrastrukturkosten zu tun.
West-Ost Gefälle bei Mieten
Generell zeigt sich in Österreich ein West-Ost Gefälle in den Mietpreisen. In Vorarlberg (9,6), Tirol (9,2) und Salzburg (9,9) liegen die Durchschnittsbruttomieten (pro m2) jeweils jenseits von 9 Euro pro m2. Am günstigsten sind die Mieten im Burgenland (6,4) und in Kärnten (6,5). Diese Werte sind Durchschnittswerte über alle Rechtsformen. Betrachtet man lediglich den privaten Mietsektor, reiht sich auch Wien zu den hochpreisigen Bundesländern ein. In allen vier Bundesländern liegen die privaten/gewerblichen Mieten jeweils über der 10-Euro Marke pro Quadratmeter (W: 10,3, V: 10,8, T: 10,6, Sa: 11,2). Besonders angespannt ist die Situation am privaten Mietsektor in den Landeshauptstädten der genannten Bundesländer bzw. in Wien, wie ein Bericht aus dem Jahr 2020 zeigt.
Abbildungen 1 und 2: Bruttomiete pro Quadratmeter, Gesamt (links), private Miete (rechts)
Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus 2020
Mieten bei Gemeinnützigen um 23% günstiger als bei privaten und gewerblichen Anbietern
Auf ganz Österreich bezogen sind die Mieten bei gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBVs) um 23% günstiger als bei privaten und gewerblichen Wohnungsanbietern. Während die durchschnittliche GBV-Bruttomieten (pro m2) im Jahr 2020 bei 7,4 Euro lag, war sie mit 9,6 Euro im privaten Mietsektor deutlich höher. Auch die Mieten in kommunalen Wohnanlagen waren 2020 mit 6,9 Euro wesentlich günstiger als im privaten Sektor. In angespannten Mietmärkten, wie etwa in Tirol, sind die Unterschiede noch stärker ausgeprägt. Mit 7,2 Euro Miete bei GBVs versus 10,6 Euro im privaten/gewerblichen Sektor lagen die Mieten bei Gemeinnützigen im Jahr 2020 rund ein Drittel (32%) unter dem Niveau der privaten Marktmieten. Eine kürzlich erschienene Studie des WIFO belegt, dass die günstigeren Mieten bei Gemeinnützigen nicht nur eine höhere Kaufkraft für (GBVs) Haushalte bedeuten, sondern auch volkswirtschaftlich eine Reihe von positiven Effekten auslösen, wie etwa eine Steigerung des Bruttoinlandsproduktes bei gleichzeitiger Reduktion der Staatsausgaben (u.a. durch Ersparnisse bei Wohnbeihilfen).
Abbildung 3: Bruttomieten pro Quadratmeter nach Rechtsverhältnis
Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus 2020
Der Langfristtrend zeigt ein Auseinanderdriften von gemeinnützigen und privaten Mieten
Die positive Wirkung der kostenbasierten Preissetzung im gemeinnützigen Sektor wird im vergangenen Jahrzehnt besonders deutlich. Während die Marktmieten im Zuge der angespannten Lage auf den Wohnungsmärkten im Jahrzehnt nach der Weltwirtschaftskrise 2007/08 aufgrund der gestiegenen Nachfrage stark angestiegen sind (detaillierte Analyse siehe hier), entwickelten sich die kostenbasierten Mieten im gemeinnützigen Sektor nur moderat nach oben. Dies zeigt sich besonders deutlich am GBV-Mietvorteil, der 2010 bei rund 19% lag und bis zum Jahr 2020 kontinuierlich auf 23% angestiegen ist. Der 10-Jahres Trend zeigt demnach ein Auseinanderdriften von privaten/gewerblichen Mieten auf der einen Seite und kostenbasierten GBV-Mieten bzw. Mieten im kommunalen Sektor auf der anderen Seite.
Abbildung 4: Bruttomieten pro Quadratmeter nach Rechtsverhältnis, 2010-2020
Quelle: Statistik Austria, Mikrozensus 2020
Interaktive Visualisierung
Die eben beschriebenen Daten wurden in einer interaktiven Grafik visualisiert:
https://public.tableau.com/app/profile/gemeinnuetzige/viz/Entwicklung/MieteninAT