Investitionshoch im Pandemiejahr 2020: GBVs stellten 19.100 Wohnungen fertig
Die gemeinnützigen Bauvereinigungen (GBVs) konnten am 11. Mai eine erfreuliche Bilanz 2020 präsentieren: „Mit rund 19.100 Wohnungsfertigstellungen im Jahr 2020 liegen die Gemeinnützigen Bauvereinigungen weit über dem 10-jährigen Schnitt von 15.700“, streicht Bernd Rießland, Obmann des Verbands gemeinnütziger Bauvereinigungen, die Leistung der 185 GBVs heraus. „Das Neubau-Investitionsvolumen beträgt ebenfalls weit überdurchschnittliche rund 3,4 Milliarden Euro. Diese Zahlen belegen unsere wichtige Rolle als Konjunkturmotor und Stütze der heimischen Wirtschaft, auch in schwierigen Zeiten“, so Rießland weiter. Gegenüber dem Vorjahr ist ein deutlicher Anstieg der Fertigstellungen um 12% zu verzeichnen (2019: 17.000 Wohnungen). „Und der Konjunkturmotor läuft weiter“, so Verbandsobmann-Stellvertreter Herwig Pernsteiner „denn auch die Zahl der in Bau befindlichen Wohnungen ist weiterhin hoch: rund 34.900 GBV-Wohnungen waren Anfang 2021 in Bau“.
GBV-Fertigstellungen 2020 – ein Blick in die Regionen
Die Region Ostösterreich (Wien, Niederösterreich, Burgenland) zeichnet für beinahe zwei Drittel (12 von 19 Neubauwohnungen) der Gesamtbauleistung der Gemeinnützigen verantwortlich und ist der quantitative Treiber der Gesamtentwicklung. Die Fertigstellungen der Gemeinnützigen in Wien (7.200) erhöhten sich 2020 nochmal deutlich. Über die letzten drei Jahre gerechnet, liegt der Marktanteil der Wiener GBVs aktuell bei einem guten Drittel im Geschoßwohnbau.
Niederösterreich gehört zu jenen Ländern, in denen die Bauleistung der Gemeinnützigen in den letzten vier Jahrzehnten fast ungebrochen anstieg. Ebenso wie 2019 lag die Neubauleistung der niederösterreichischen GBVs 2020 beinahe bei 4.000 Wohnungen. Der Marktanteil an der Gesamtwohnbauleistung liegt im niederösterreichischen Geschoßwohnbau sogar bei rund drei Viertel. Im Burgenland gab es 2020 1.250 GBV-Fertigstellungen – ebenfalls ein Höchstwert.
Im Süden (Kärnten, Steiermark) stechen vor allem die dynamisch wachsenden Stadtregionen Graz und Klagenfurt-Villach heraus, wo das Wachstum weiterhin hoch ist – andere Regionen zeigen eher rückläufige Haushaltsentwicklungen. In Kärnten gab es ein leichtes Plus an GBV-Wohnungen (2020: 480). In der Steiermark wurden mit knapp 1.900 Fertigstellungen der 10-Jahres Schnitt deutlich übertroffen.
In Oberösterreich gab es nach dem Rekordjahr 2019 einen leichten Rückgang. 2020 wurden 1.800 Wohnungen übergeben, der Marktanteil der GBVs beim Geschoßwohnbau liegt weiterhin bei etwas über 40%. In Salzburg konnten mit 850 Fertigstellungen 2020 im Vergleich zum Vorjahr wieder mehr Wohnungen übergeben werden.
In Tirol war die Anzahl der Fertigstellung mit 1300 nahezu gleich wie im Vorjahr. In Vorarlberg wurde nach dem Rekordjahr 2019 auch 2020 mit 440 Wohnungen wieder mehr übergeben als im 10-Jahresschnitt.
Sanierungen wirken
Im Jahr 2020 wurden rund 6.800 Wohnungen im gemeinnützigen Sektor einer Großinstandsetzung mit thermischer Sanierung der Gebäudehülle unterzogen. Das ist ein kleiner Rückgang gegenüber den vorangegangenen Jahren. Der Hauptgrund dafür ist die hohe Durchsanierungsrate: Der vor 1980 errichtete gemeinnützige Mietwohnungsbestand ist bereits nahezu zur Gänze thermisch saniert. Da die erste Großinstandsetzung einer Wohnhausanlage üblicherweise im 30.-35. Jahr nach Erstbezug erforderlich ist, sind aktuell überwiegend Gebäude der 1980er Jahre davon betroffen. Die Bestände aus diesem Jahrzehnt sind jedoch deutlich kleiner als jene der früheren Bauperioden und weisen thermisch-energetisch bessere Standards auf.
„Der Anstieg auf voraussichtlich über 7.300 Totalsanierungen im Jahr 2021 lässt allerdings darauf schließen, dass einige Großinstandsetzungen Corona-bedingt auf 2021 verschoben wurden“, beschreibt Rießland die aktuelle Situation. „Man kann im Schnitt der vergangenen Jahre weiterhin von einem Verhältnis von rund 2:1 sprechen, d.h. dass pro zwei neu errichteter Wohnungen rund eine Wohnung totalsaniert wird“, ergänzt Herwig Pernsteiner.
Großer Beitrag zur CO2-Reduktion
In den nächsten Jahren wird der Schwerpunkt der Umweltinvestitionen der GBVs bei Heizungsumstellungen liegen. Um die von der EU- und der österreichischen Regierung festgelegten Emissionsreduktionen bis 2040 zu erreichen, muss heute schon begonnen werden, Wärmeversorgung und Warmwasseraufbereitung im Gebäudebestand neu zu denken und den Umstieg auf fossilfreie Energieträger umzusetzen; dies mit komplexen und jeweils standortspezifischen haustechnischen Konzepten. „Wir wollen hier ebenso wie bei der thermischen Sanierung Vorreiter im Immobilienbereich sein“, betont Bernd Rießland die Rolle der Gemeinnützigen. Insgesamt haben bisher schon thermische Sanierungen bei den Gemeinnützigen neben der guten Neubauqualität dazu beigetragen, dass pro Wohnung weniger als die Hälfte der CO2-Emissionen des österreichischen Durchschnittshaushaltes anfällt (0,7 Tonnen gegenüber 2,2 Tonnen pro Jahr). „Dieser Effekt ist auch auf die kompaktere Wohnungsgröße der Wohnungen der Gemeinnützigen vor allem im Vergleich zum Einfamilienhaus zurückzuführen. Die gemeinnützigen Mietwohnungen haben einen Anteil von 16 Prozent an allen Hauptwohnsitzen, rund 11 Prozent an der gesamten Nutzfläche, aber nur rund 5,0 Prozent am Heizenergieverbrauch und 4,6 Prozent an den heizungsbedingten CO2-Emissionen“, erklärt Rießland.
Auswirkungen von COVID-19 auf die GBVs
Neben einer Verzögerung bei den Sanierungen kam es aufgrund der Corona-Pandemie bisher zu keinen gröberen Auswirkungen in der Bautätigkeit. In manchen Fällen kam es zu Verzögerungen in der Planungsphase, etwa weil Genehmigungsverfahren länger dauerten. Diese dürften aber noch innerhalb des Entwicklungsprozesses wieder aufgeholt werden. Große Sorgen bereiten aktuell hingegen die Lieferschwierigkeiten und enormen Preissteigerungen bei Baumaterialen, insbesondere bei Dämmmaterialien, Holz und Stahl. Dies wirkt sich mittelfristig sowohl auf die Neubautätigkeit als auch auf die Sanierungen aus. Leicht erhöht haben sich die Anfragen und Vereinbarungen hinsichtlich Mietzinsstundungen. Eine Beurteilung der langfristigen Situation ist aus heutiger Sicht noch nicht möglich.