25 JAHRE BAUTRÄGERWETTBEWERBE - EINE BILANZ VON MICHAEL PECH (ÖSW)
Hauptgrund für die Einführung der Bauträgerwettbewerbe vor 25 Jahren war die Erreichung der bestmöglichen Qualität bei möglichst niedrigen Baukosten. Zusätzlich sollten diese der Politik als wichtiges Lenkungsinstrument für einen zeitgemäßen, bedarfsgerechten und ökologischen Wohnbau mit sozialer Treffsicherheit dienen. Teilnahmeberechtigt sind die Stadt Wien, gemeinnützige Wohnbauvereinigungen und gewerbliche Bauträger, die gemeinsam mit Architekten ihrer Wahl Realisierungskonzepte entwickeln.
Mit dem Instrument des Wettbewerbs werden mehrere Ziele verfolgt:
o Steigerung und Optimierung der Qualitäten im geförderten Wohnbau in den Hauptkriterien Planungsqualität, Ökonomie und Ökologie und soziale Nachhaltigkeit
o Senkung der Baukosten
o Objektives Vergabeverfahren für Grundstücke des wohnfonds_wien
o Impuls für innovative Wohnbauthemen
Für Projekte ab einem Volumen von 500 Wohneinheiten (ursprünglich 300) geförderten Wohnungen ist verpflichtend ein Bauträgerwettbewerb durchzuführen. Kleinere Projekte werden vom Grundstücksbeirat beurteilt. Für alle Liegenschaften des wohnfonds_wien wird unabhängig vom Projektvolumen jedenfalls ein Bauträgerwettbewerb ausgelobt. Aufgrund der Realisierungsempfehlung der Jury wird die Liegenschaft an den Wettbewerbssieger veräußert und durch das Land Wien erfolgt die Förderungszusicherung.
Nach einer Initiative durch den damaligen Wohnbaustadtrat und jetzigem Bürgermeister, Dr. Michael Ludwig, werden seit 2008 die eingereichten Projekte auch hinsichtlich ihrer sozialen Nachhaltigkeit beurteilt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden alle eingereichten Projekte nach dem sogenannten Dreisäulenmodell ‘‘Architektur, Ökonomie und Ökologie‘‘ beurteilt. Ab 2008 kam die vierte Säule, die soziale Nachhaltigkeit, hinzu. Die sozialen Aspekte fanden natürlich schon immer Berücksichtigung in der Beurteilung von geförderten Wohnbauvorhaben, aber mit der Einführung dieser vierten Säule bekommen die Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit jedoch gegenüber den bereits bestehenden Beurteilungskriterien eine gleichberechtigte, vor allem den Interessen der Bewohnerinnen und Bewohner entsprechenden Gewichtung.
Die Beurteilung und Bewertung der Beiträge erfolgt durch eine interdisziplinäre Fachjury – bestehend aus Expertinnen und Experten der Bereiche Soziologie, Architektur, Städtebau, Landschaftsarchitektur, Ökologie, Bautechnik/Bauphysik, Wohnrecht und Soziale Nachhaltigkeit sowie Vertreterinnen und Vertretern des jeweiligen Bezirks, des wohnfonds_wien sowie gegebenenfalls externen Auslobern. Die Notwendigkeit der ganzheitlichen Projektentwicklung legt eine frühzeitige Vernetzung zwischen Bauherren, Architekten und Sonderfachleuten, wie Statik, Bauphysik, HLS, Brandschutz, Soziologie, Finanzierung, Bauwirtschaft nahe. Die Beteiligung von Landschaftsarchitekten für die Gestaltung der Freiräume ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung. Mit Stand Ende September 2020 wurden ca. 50 Wettbewerbsverfahren auf 300 Bauplätzen mit rund 42.300 Wohneinheiten ausgelobt und rund 1,7 Milliarden Euro an Förderungen vergeben.
Mit Einführung des Grundstückbeirates und der Bauträgerwettbewerbe und der daraus resultierenden konsequenten Umsetzung definierter Qualitätskriterien hat eine wesentliche Verbesserung des Niveaus des geförderten Wohnbaus in Wien stattgefunden. Durch die Konkurrenz der Bauträger um die Wohnbauförderungsmittel in Bauträgerwettbewerbsverfahren konnten vor allem die Kosten gesenkt und die Qualität der Projekte in ihrer Gesamtheit enorm gesteigert werden, was letztlich dazu beigetragen hat, dass in Wien weiterhin leistbarer Wohnraum mit höchsten Qualitätsansprüchen entwickelt und realisiert wird.
Michael Pech ist Vorstandsvorsitzender der ÖSW-AG, weiters Aufsichtsratsvorsitzender des Verbandes gemeinnütziger Bauvereinigungen und war von 1997 bis 2002 und von 2009 bis 2016 Mitglied im Grundstücksbeirat bzw. in der Bauträgerwettbewerbsjury. Fotocredit: ÖSW