Kommentar: GBV-Obmänner zur COVID-19-Epidemie
Flexibilität, Kooperation, Improvisation verbunden mit großer Umsicht sind gefordert, um unserer sozialen Verantwortung gerecht zu werden. Klar ist, wir müssen vorsichtig sein und alle Maßnahmen ergreifen, die zum Schutz unserer rund 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und unserer Bewohnerinnen und Bewohner in über 900.000 Wohnungen zur Eindämmung der COVID-19-Epidemie wichtig sind. Klar ist aber auch, dass wir besonnen und mit Blick in die Zukunft weiterarbeiten müssen. Im Vergleich zu anderen Branchen sind wir weniger unmittelbaren wirtschaftlichen Einschränkungen unterworfen. Umso mehr müssen Sie als Verantwortliche in unseren 185 Unternehmen in Österreich und wir als Vorstand der Gemeinnützigen in dieser Situation laufend verschiedene Aspekte abwägen: Zwischen unserer Verantwortung für das Unternehmen, unserer Funktion als Partner der Gemeinden und Länder sowie zwischen unserem gemeinnützigen Auftrag für die Gesellschaft angesichts der Vielzahl sozialer, sicherheitsbezogener und ökonomischer Fragen, die sich uns stellen.
Wir waren daher in den letzten Tagen in kontinuierlichem Austausch mit den Expertinnen und Experten innerhalb und außerhalb des Verbands, bemüht Ihnen in den internen Verbandsmedien zeitgerecht Informationen über die vielen Themen, die intern im Unternehmen auf Sie zugekommen sind und zukommen - vom Datenschutz über Homeoffice bis zu Fragen der Kurzarbeit - als Unterstützung für Ihre Entscheidungen zukommen zu lassen. Wir haben gesehen, dass es hier nicht die eine Lösung für alle Bereiche und Unternehmen gibt, aber alle Beteiligten sich sehr pragmatisch um gute Lösungen bemüht haben.
Die gemeinnützigen Wohnungen haben im Schnitt für weniger Geld ein Zimmer mehr als jene der gewerblichen Vermieter. Das erleichtert den Bewohnerinnen und Bewohnern, diese ungewohnte Situation in der eigenen Wohnung nahezu eingesperrt zu sein, deutlich. Wichtig ist aber auch unser Verhalten in den Wohnungen. Um dies leichter zu machen, haben wir für diesen Sonder-Newsletter auch psychologische Tipps eingeholt, wie man dieser Situation leichter Herr wird (mehr Info HIER). Gerne können Sie diese Ihren Mieterinnen und Mietern sowie Eigentümerinnen und Eigentümern über welchen Kanal auch immer (Aushang, Newsletter, Facebook…) zur Verfügung stellen.
Zu wenig bewusst und präsent ist noch in der Politik und Öffentlichkeit, welche Verantwortung wir als gemeinnützige Verwalter für ca. 1,8 Mio ÖsterreicherInnen derzeit tragen und welchen Beitrag wir zur Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Zusammenhaltes leisten, damit sich unsere Bewohnerinnen und Bewohner, die sich gerade alle zu Hause in ihren Wohnungen aufhalten, sicher und wohlbehalten fühlen können und damit dieser Teil der Infrastruktur problemlos funktioniert.
Viele unserer Bewohnerinnen und Bewohner sind auch ökonomisch von der aktuellen Situation betroffen. Wir haben es als wichtigen Beitrag zur Stabilisierung gesehen an die Öffentlichkeit mit unserer klaren Bereitschaft zur Linderung der Folgen der Corona-Krise durch individuelle Lösungen wie Stundungen etc., zuzugehen, insbesondere für jene, die durch krisenbedingte Kündigungen unverschuldet in eine Notlage kommen (mehr Info HIER). Ein weiterer wichtiger Punkt dazu ist auch die Frage der Delogierung. Wir haben letzte Woche bereits unsere Mitgliedsunternehmen dazu aufgerufen, diese auszusetzen (mehr Info HIER). Wir sind uns sicher, dass Sie in unseren Mitgliedsunternehmen dieses Verhalten mittragen und in den konkreten Tagesentscheidungen bereits einfließen haben lassen.
Wichtige Fragen stellen sich für uns auch im Umgang mit unseren Partnern aus der Wirtschaft. Sei es als planende oder ausführende Unternehmen, bei unseren Sanierungs- oder Neubauprojekten oder sei es als Mieterinnen und Mieter in unseren Geschäftslokalen. Hier waren und sind wir in kontinuierlichem Austausch mit Fachleuten. Eine erste Einschätzung über diese Fragestellungen haben wir bereits an die GBVs versandt. RA Roland Weinrauch hat sich für uns nochmals mit dem Thema beschäftigt (HIER der Artikel).
Neben all den akut zu regelnden Fragen gehen wir auch auf eine Zeit nach der Krise zu. Wie professionell unsere bisherigen und die noch folgenden Handlungen und Reaktionen waren, werden wir wohl erst im Rückblick erkennen. Um trotzdem bereits jetzt einen Rückblick auf die aktuelle Zeit zu ermöglichen empfehlen wir Ihnen einen lesenswerten Artikel des Zukunftsforschers Mathias Horx: https://www.horx.com/48-die-welt-nach-corona/
Unsere über 100 Jahre alte Geschichte der Gemeinnützigen lässt uns mit Zuversicht auf die noch anstehenden Fragestellungen zugehen. Unsere Unternehmen haben schon viele Krisen durchlebt und stehen bis heute für eine menschlich und wirtschaftlich sowie politisch erfolgreiche Geschichte. Bleiben wir besonnen und diszipliniert in unseren sozialen Handlungen. Und die Gedanken von Mathias Horx aufgreifend kann ja unser Beispiel des gemeinnützigen Wohnungswesens auch in anderen Wirtschaftsbereichen gegenüber der Gewinnmaximierung für Wenige wieder ins Zentrum der gesellschaftlichen und damit auch der politischen Debatte rücken. In diesem Sinne ein Dankeschön an Sie alle, die gerade in diesen Tagen empathisch im Dienste der Gesellschaft handeln.
Ihr
DI Dr Bernd Rießland, DI Herwig Pernsteiner, Mag. Alois Feichtinger
v.l.n.r: DI Dr Bernd Rießland (Verbandsobmann), DI Herwig Pernsteiner (Verbandsobmann-Stellvertreter), Mag. Alois Feichtinger (Verbandsdirektor) © VOGUS // Newald