Wohnkosten steigen weiter an
Betrachtet man die Entwicklung der Wohnkosten in Österreich, so sieht man, dass vor allem Mieterinnen und Mieter einer privaten Mietwohnung immer tiefer in die Tasche greifen müssen. Für eine private Mietwohnung zahlt man in Österreich durchschnittlich 9,1 Euro pro Quadratmeter (inkl. Betriebskosten). Mit 7 Euro liegen GBV Mieten um 27% unter den privaten Mieten und nur geringfügig über der durchschnittlichen kommunalen Miete von 6,6 Euro pro Quadratmeter. Die höchste (private) Durchschnittsmiete ist im Bundesland Salzburg (10,3 Euro) zu zahlen, gefolgt von Tirol (10 Euro) und Vorarlberg (9,9 Euro). Die niedrigsten privaten Mieten zahlt man im Durchschnitt im Burgenland (6,4 Euro) und Kärnten (7,2 Euro). GBV Mieten variieren auch nach Bundesland, die Spanne reicht von 5,8 Euro im Burgenland bis zu 8,2 Euro in Salzburg. Die Unterschiede im privaten Sektor sind auch ein Resultat des starken Nachfragedrucks in urbanen Zentren.
Abbildung 1: Bruttomiete inklusive Betriebskosten (pro Quadratmeter)
Quelle: Mikrozensus 2018
Mit einer Steigerung von 38% zwischen 2009 und 2018 liegt die Teuerung der privaten Mieten auch deutlich über jener in anderen Mietsektoren. Im Vergleich stiegen kommunale Mieten um 25% und GBV Mieten um 30%. Ganz klarer Preistreiber sind allerdings Neuvermietungen im privaten Mietsektor. Bei privaten Mietverträgen die in den letzten zwei Jahren abgeschlossen wurden, liegt die durchschnittliche Miete pro Quadratmeter bei 10,2 Euro.
Abbildung 2: Anstieg der Mieten in Österreich zwischen 2009 und 2018
Quelle: Mikrozensus 2018
Die Entwicklung verlief allerdings sehr unterschiedlich in den verschiedenen Bundesländern. In Wien etwa stiegen die privaten Mieten in den letzten zehn Jahren (2009-2018) um 49% an, im Vergleich zu 28% bei GBV. Den geringsten Anstieg der privaten Mieten verzeichnete die Steiermark und Kärnten, wo diese um 25% bzw. 26% anstiegen. In diesen Bundesländern liegen die Steigerungsraten im privaten Sektor auch beinahe gleichauf mit dem GBV Sektor.
GBV als Preisdämpfer
GBV Mieten sind allerdings nicht nur um rund ein Viertel (27%) geringer als private Mieten, sondern beeinflussen auch den privaten Mietsektor zu einem erheblichen Teil. Dies sieht man etwa, wenn man den Anteil der GBV Wohnungen am Mietwohnungsmarkt in Relation zu den Preisen am privaten Mietmarkt setzt. In Bundesländern mit einem hohen Anteil an GBV Wohnungen am Mietmarkt haben diese einen dämpfenden Effekt auf den privaten Sektor. Das heißt: Je höher der Anteil an GBV Wohnungen, desto geringer ist der Unterschied zwischen Markt- und GBV-Miete. So zeigt sich, dass in den Bundesländern mit dem höchsten GBV Marktanteil (Bgl, OÖ, Ktn und NÖ) die privaten Mieten nur zwischen zwischen 10% und 25% über den GBV Mieten liegen, während in Bundesländern mit einem niedrigeren GBV Marktanteil (W, T, V und St), die privaten und GBV Mieten stärker auseinanderklaffen (zwischen 30% und 45%). In Westösterreich (V und T) und Wien ist auch der Nachfragedruck am Wohnungsmarkt am höchsten, was vor allem für Haushalte im privaten Mietsektor eine erhebliche finanzielle Belastung bedeuten kann.
Abbildung 3: Verhältnis GBV Anteil am Mietmarkt (x-Achse) und Differenz Private vs. GBV Miete (y-Achse)
Quelle: Mikrozensus 2018
Dies unterstreicht die die wichtige und steuernde Funktion der Gemeinnützigen auf den gesamten Wohnungsmarkt in Österreich. Diese Steuerungsfunktion ist aber auch deshalb so ausgeprägt, da Gemeinnützige breite Bevölkerungs- und Einkommensschichten mit Wohnungen versorgen. Die hohe Wohnzufriedenheit von GBV Mieterinnen und Mietern, wie diese in der kürzlich erschienenen Gallup-Studie belegt wurde (siehe HIER), zeigt, dass gemeinnützige Bauvereinigungen eine attraktive Option für viele Wohnungssuchende sind unabhängig von Einkommen und Ausbildung.
Gerald Koessl
Anmerkung: In Bezug auf Marktplayer spielen natürlich auch die von den Gemeinden vermieteten Wohnungen eine wichtige Rolle. Dies ist vor allem in Wien von großer Bedeutung, wo beinahe 3 von 10 Mieterinnen und Mieter in einer Gemeindewohnung leben.