Wohntrends 2035: Digitalisierung revolutioniert Wohnen der Zukunft
Die Digitalisierung des Wohnens schreitet mit hohem Tempo voran und sorgt dafür, dass die Wohnwünsche immer vielfältiger und anspruchsvoller werden. Das ist ein Ergebnis der Studie "Wohntrends 2035", die der Spitzenverband der Wohnungswirtschaft in Deutschland GdW veröffentlicht hat. Die zentrale These der Studie ist: Die Wohnungsnachfrage wird zukünftig einerseits durch die einkommensschwächeren Zielgruppen der Bescheidenen und Funktionalen mit einer hohen Preissensibilität und einer Präferenz für kleinere, einfach ausgestattete – und im Falle der Bescheidenen – barrierearme-/reduzierte Wohnungen determiniert. Andererseits wird die Wohnungsnachfrage von dem quantitativ doppelt so stark ausgeprägten Segment der Kommunikativen, Anspruchsvollen und Häuslichen bestimmt. Diese Gruppe stellt sehr hohe Anforderungen an die Modernität, Qualität, technische Ausstattung und auch an das Service- und Dienstleistungsangebot.
"Die digitale Revolution ist der Motor für die Zukunft des Wohnens in Deutschland", erklärte Axel Gedasch-ko, Präsident des Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW, bei der Vorstellung Studie "Wohntrends 2035" in Berlin. Die Studie wurde von den wissenschaftlichen Instituten InWIS und Analyse & Konzepte erstellt und liefert fünf Jahre nach der letzten Ausgabe der Zukunftsstudie eine Neubewertung der sich abzeichnenden Rahmenbedingungen.
Die Wohnwünsche der Zukunft lassen sich in acht übergeordnete Trends klassifizieren:
1. Digitales Wohnen: Der Ausbau der Breitband-Infrastruktur ist zentral für das Wohnen der Zukunft. Einen großen Meilenstein wird der neue Mobilfunkstandard 5G bilden, der einen drahtlosen Datenaus-tausch in Echtzeit ermöglicht. Für die Wohnungswirtschaft bieten sich neue Geschäftsmodelle und neue strategische Kooperationspartner.
2. Smartes Leben im Quartier: Die Anforderungen an Städte bei Verkehr, Mobilität, Kommunikation, Energieversorgung, Partizipation und Integration steigen. Dabei helfen neue digitale Informations- und Kommunikationstechnologien. Die Wohnungswirtschaft kann eine wichtige Rolle als Vorreiter und Treiber smarter Quartiere und Städte einnehmen.
3. Wohnungsvermietung 4.0: Beim digitalen Vermietungsprozess hilft die Vielzahl der Informationen und deren Verknüpfung dabei, die Wohnwünsche zukünftiger Mieter mit der für sie passenden Nachbarschaft zusammenzubringen. Die Organisation der Vermietung wird damit einfacher, davon profitieren Interessenten und Wohnungsunternehmen.
4. Mehr Service online: Die Onlinekommunikation mit dem Kunden per App und Chatbot wird in der Wohnungswirtschaft zum Normalfall. 90 Prozent der Anliegen werden zukünftig rund um die Uhr be-arbeitet. Für Mieter wird der Kundenservice zeit- und ortsunabhängig sowie verbindlicher, für Woh-nungsunternehmen durch Standardprozesse schlanker.
5. Vielfältige Wohnformen: Die Wohnwünsche differenzieren sich immer weiter aus. Die Nachfrage nach flexiblen Wohnformen, z.B. Zwischennutzung, sowie nach gemeinschaftlichem Wohnen steigen, ebenso der Wunsch nach Mitgestaltung. Die Anforderungen an die Wohnungswirtschaft wachsen, Angebote zwischen Miete und Eigentum zu schaffen.
6. Neue Wohnformen: Es gibt immer mehr kleinere Haushalte, der Zuzug in die Städte hält an. Dadurch wächst die Nachfrage nach neuen Wohnformen wie Wohnen auf Zeit, Mikrowohnungen, Tiny-Houses und Service-Apartments. Optimierte Grundrisse und kostengünstige Wohnungen sind die Herausforderungen für Wohnungsunternehmen.
7. Neue Wohnungsgestaltung: Zusatzausstattungen wie barrierearme Wohnräume sind zur Normalität geworden. Sowohl jüngere als auch ältere Haushalte profitieren davon. Neue Technologien wie Building Information Modelling (BIM) helfen, steigenden Anforderungen an Grundriss und Raumaufteilung besser zu begegnen und Kosten einzusparen.
8. Neue Innenraumgestaltung: Die digitale Grundausstattung der Wohnung wird selbstverständlich und erhöht den Komfort für Mieter. Die Technik funktioniert im Hintergrund, die Innenraumgestaltung folgt den Aspekten Wohlfühlen und Gemeinschaft. Die Nachfrage nach wohnfertigen Lösungen steigt.
"Die Anforderungen an den Vermieter der Zukunft steigen mit der fortschreitenden Digitalisierung weiter. Um die Chancen bestmöglich zu nutzen und den Risiken wirkungsvoll vorzubeugen, brauchen die Wohnungsunter-nehmen zügig ganzheitliche Digitalisierungsperspektiven. Für die Entwicklung unternehmensweiter digitaler Strategien macht sich die Wohnungswirtschaft stark", so GdW-Präsident Gedaschko.
Vielfältigere Gesellschaft, Polarisierung bei räumlicher Entwicklung und Einkommen
Der gesellschaftliche Wandel der letzten Jahre hat großen Einfluss auf die Entwicklung der Wohntrends in Deutschland. Hier zeichnen sich drei übergeordnete gesellschaftliche Trends ab:
- Deutschland wird vielfältiger, insbesondere im Zuge der starken Zuwanderung. Die Einwohnerzahl Deutschlands wird bis zum Jahr 2030 voraussichtlich stagnieren oder leicht ansteigen, gleichzeitig altert die Gesellschaft weiter. 2030 wird rund ein Viertel der Menschen in Deutschland älter als 65 Jahre sein. Die Vielfalt der Wohnwünsche und der Bedarf an altersgerechtem Wohnraum wird also weiter zunehmen.
- Mehr Wohlstand bei größerem Armutsrisiko. Trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre wächst in Deutschland das Armutsrisiko, insbesondere die Gefahr der Altersarmut. Die Wohnkostenbelastung steigt vor allem in den Großstädten. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum wird in den kommenden Jahren weiter wachsen, gerade für Senioren, Alleinerziehende und Haushalte mit Migrationshintergrund.
- Attraktive Städte und schrumpfende ländliche Räume. Ballungszentren verzeichnen weiter Wanderungsgewinne und bieten in puncto Infrastruktur, Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeitschancen eine hohe Attraktivität. Es sind bereits "Überschwappeffekte" auf das jeweilige Umland erkennbar, insbesondere Familien und Ältere suchen nach naturnahem Wohnen.
Die Kurzfassung der Studie sowie weitere Informationen finden Sie HIER.
Katharina Burkardt/Andreas Schichel GdW