Projekt des Monats: Mit Baukastensystemin die Wohnzukunft
Die Umstände verändern sich im Laufe eines Lebens. Manche von uns wechseln mit einem neuen Job auch gleichzeitig ihren Wohnort. Plötzlich braucht man in der Wohnung mehr Platz, wenn Kinder kommen oder man komplett ins Home-Office wechselt. Aber dann auch wieder weniger, sobald der Nachwuchs auszieht oder man wieder fix in einem Büro arbeitet. All das hat Auswirkungen auf unseren Wohnraum. Die Anforderungen und der Bedarf ändern sich heute viel schneller als das früher der Fall war. Darauf muss auch der Wohnbau reagieren. Ein neuer Ansatz ist Kiubo. Ein Gebäude, das sich anpasst.
Was ist Kiubo?
Die ÖWG Wohnbau kombinierte gemeinsam mit dem Grazer Architekturbüro Hofrichter-Ritter historische und gegenwärtige Konzepte und entwickelte das Kiubo-System. Unter dem Titel FLEXLIVING wurde das Konzept erstmals auf der Architekturbiennale 2021 präsentiert. Ein Prototyp wurde von der ÖWG Wohnbau in Kooperation mit Hofrichter-Ritter Architekten und Kulmer Holzbau in Pischelsdorf (Steiermark) realisiert und konnte hier von März 2020 bis Sommer 2021 besichtigt werden. Drei Raummodule wurden als eingeschossige Lösung gebaut und bereits erprobt. Heute sind sie Teil des ersten Kiubo-Gebäudes in der Starhemberggasse in Graz. Dieses mehrgeschossige Haus wurde im Rahmen des Wohnbauprogramms der ÖWG Wohnbau ebenfalls nach Entwürfen von Hofrichter-Ritter Architekten und mit Kulmer Holzbau realisiert. Die Fertigstellung und Übergabe dieses ersten Geschosswohnbaus im Kiubo-System an die Bewohnerinnen und Bewohner erfolgte im Oktober 2021. Weiterer Projekte sind geplant.
Wie funktioniert Kiubo?
Kiubo bietet ein modular aufgebautes architektonisches Grundgerüst – die Kiubo-Terminals, die in Skelettbauweise gefertigt werden. Sie enthalten die notwendige Basisinfrastruktur, wie Wasser- und Energieversorgung, nehmen die Module variabel auf und verbinden sie zu einem Gebäude – von Punkthaus, Hofhaus bis L-Haus. Der Terminal kann auch mit geringem Aufwand abgebaut oder durch den Austausch von Modulen umgenutzt werden. Vervollständigt wird das Gebäudesystem durch die vorgefertigten Raumeinheiten aus Holz in Form einzelner Module. Jede Einheit startet mit einem Basismodul in der Größe von 25 Quadratmetern. Dieses Modul ist eine autarke Wohneinheit, die mit einem Bad, einer Küche sowie einem Schlaf- und Aufenthaltsbereich ausgestattet ist. Sie kann jederzeit um Zusatzmodule, die wieder jeweils 25 Quadratmeter groß sind, erweitert werden. Die Strom- und Sanitäranschlüsse der Module werden im Plug-&-Play-Prinzip mit dem Terminal verbunden. So kann alles bereits nach wenigen Stunden genutzt werden. Durch die hohe Standardisierung und das einfache Anschlussprinzip können die Module jederzeit in einem anderen Terminal oder auch als freistehendes Element eingesetzt werden. Das ermöglicht die Zusammenstellung unterschiedlicher Belegzustände in den Gebäudestrukturen, welche auf die Lebensbiografien der Bewohnerinnen und Bewohner, das Umfeld und den Markt reagieren können.
Ausgezeichnete Idee
Ende Oktober 2022 wurde Kiubo mit dem FIABCI Prix d’Excellence Austria in der Kategorie „Wohnen“ ausgezeichnet. „Wir fühlen uns über diese besondere Auszeichnung geehrt und freuen uns, dass der Ansatz von Kiubo auch von der renommierten Jury als besonders herausragend erkannt wurde. Wir sehen den FIABCI Award nicht nur als Bestätigung unserer bisherigen Arbeit, sondern auch als zusätzlichen Ansporn für künftige Projekte und für unsere stetige Weiterentwicklung und Innovation.“, erklärt Hans Schaffer, Geschäftsführer von Kiubo, der den Preis stellvertretend für das gesamte Team entgegennahm. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen des Galaabends am 20. Oktober 2022. „Mit dem Wohnprojekt Kiubo wurde ein herausragender Prototyp für Flexibilität und Anpassungsfähigkeit geschaffen, der einen äußerst wertvollen Beitrag in der Debatte über das Wohnen und vielleicht auch das Arbeiten der Zukunft darstellt. Für diese Leistung gebührt den Projektentwicklern großer Respekt, ebenso ist der Mut zu honorieren, eine gute Idee auch tatsächlich in einem experimentellen Projekt umsetzen und daraus zukunftsweisende Learnings für sich selbst und auch für andere zu generieren“, so die Jurybegründung.
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