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Smartes Wohnen für Generationen

Katharina Kirsch-Soriano da Silva, Karin Pointner, Lukas Botzenhart

Bereits 2018 konnten wir in diesem Newsletter über das Projekt „Smartes Wohnen für Generationen“, das ein Nachverdichtungsvorhaben in der Wiener Donaustadt begleitete, berichten. Vier Jahre später ist das Projekt abgeschlossen, die geförderten Wohnungen der beiden Neubauten werden im Frühjahr 2023 bezogen. Es ist an der Zeit, Erkenntnisse, die rund um die Themen leistbares, alternsgerechtes, klimagerechtes Wohnen sowie Begleitung von Veränderungsprozessen gesammelt wurden, zu teilen und daraus Schlüsse für den (gemeinnützigen) Wohnbau der Zukunft zu ziehen. Anhand von vier Schwerpunktthemen sollen die wichtigsten Learnings zusammengefasst werden: 

Transformation mitgestalten
Partizipation und Kommunikation sind bei Nachverdichtungsprojekten essentiell. Die Veränderung im Wohnquartier betrifft verschiedene Akteur*innen mit unterschiedlichsten Haltungen und können insbesondere bei den Bewohner*innen des Bestands viele Fragen, Sorgen und Skepsis hervorrufen. Diese Veränderungsprozesse sollten daher professionell von einer intermediären Stelle begleitet werden, die zwischen verschiedenen Perspektiven auch vermitteln kann. Im Projekt wurden unterschiedliche Methoden der Kommunikation und Mitbestimmung angewendet. Insbesondere ein neu etablierter „Infopoint“ direkt in der Wohnanlage, Impulse durch Vor-Ort-Workshops und nachbarschaftliche Initiativen, die Installation von digitalen Kommunikationsboards sowie die rasche Beantwortung von Anfragen erwiesen sich als Erfolgsfaktoren in der Umsetzung. 

Alternsgerechtes Wohnen
Innovative alternsgerechte Wohnformen sind längst im Wohnbau angekommen. Durch Gespräche mit Betreiber*innen sowie aktuellen und zukünftigen Bewohner*innen alternsgerechter Wohnformen wurde eruiert, wie Wohnung und Wohnumfeld gestaltet sein sollten, um den Bedarfen älterer Menschen wirklich gerecht zu werden. Neben baulicher Ausstattung sind soziale Beziehungen, vielfältige Formen der Alltagsunterstützung und Begleitung bei der Organisation des Umzugs in eine neue Wohnung wesentliche Faktoren für zeitgemäßes alternsgerechtes Wohnen. 

Smarte Hausbetreuung
Hausbetreuung ist ein Berufsfeld im Wandel und ein komplexes Tätigkeitsfeld. Bei Interviews mit Expert*innen wurden verschiedene Hausbetreuungsmodelle und sich verändernde Rahmenbedingungen beleuchtet. Die Sichtweisen von Wohnbauträgern, Hausverwaltungen, Hausbetreuer*innen und Bewohner*innen zeichnen ein facettenreiches Bild von der „smarten Hausbetreuung der Zukunft“, bei der Kompetenzentwicklung und Weiterbildungen eine wichtige Rolle spielen. Es bedarf eines stärkeren interdisziplinären Austauschs, um das Aufgabenprofil weiterzuentwickeln. 

Klimafreundlich leben
Auch bei Nachverdichtung gibt es Potenziale für Klimaschutz. Neue Wohnformen wie z.B. gemeinschaftliche Wohngruppen oder Wohngemeinschaften für Senior*innen bieten ebenso Chancen für Ressourcenschonung wie Bewusstseinsbildung durch niederschwellige Maßnahmen wie z.B. Radreparatur-Angebote, Tipps auf Infoscreens oder Urban Gardening. Dennoch wurde festgestellt, dass Energiethemen im Alltag häufig in Konkurrenz zu anderen Themenbereichen stehen und darum Vertrauensaufbau und Zugang zur Zielgruppe von zentraler Bedeutung sind, um eine gute Basis für die Vermittlung von Klimawandelanpassung zu schaffen.

Schlüsse für den Wohnbau der Zukunft
Erfahrungen, die im gesamten Projektverlauf und im Rahmen der Prozessbegleitung gemacht wurden, sind nicht für die Schublade gemacht, sondern sollen Expert*innen aus dem Bereich Stadtplanung und Wohnbau sowie Stakeholdern, die sich für lokale Infrastrukturen, soziale Nachhaltigkeit und ein besseres Miteinander im Wohnumfeld einsetzen, dabei helfen, aktuelle und zukünftige Projekte bedarfsorientiert zu konzipieren, Zielgruppen dort abzuholen, wo sie sich mit ihren Alltagsthemen befinden, und Vernetzungen voranzutreiben. Die themenspezifischen Abschlusspublikationen stehen auf der Seite https://www.caritas-stadtteilarbeit.at/projekte/alle-projekte/smartes-wohnen-fuer-generationen als Download zur Verfügung. 

Das Smart Cities Demoprojekt „Smartes Wohnen für Generationen – Multidimensionale Transformationsprozesse im Wohnquartier mitgestalten“ wurde 2018-2022 von der Caritas Stadtteilarbeit, dem Bauträger Schwarzatal, der FH Campus Wien sowie der österreichischen Energieagentur durchgeführt und vom Klima- und Energiefonds sowie der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) gefördert.

 

Katharina Kirsch-Soriano da Silva, Karin Pointner, Lukas Botzenhart, © Amélie Chapalain