GBV-Projekte als europaweite Vorreiter
Renovierung, Sanierung und Umstieg auf nachhaltige Energieformen sind seit geraumer Zeit ein wichtiges Thema in der europäischen Politik. Innovation und Forschung, auch im Wohnbereich, nehmen daher eine wichtige Rolle ein. Die EU hat sich im Rahmen des Green Deal das ambitionierte Ziel der Klimaneutralität bis 2050 gesetzt bzw. als Zwischenschritt eine Reduktion der Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55% im Vergleich zu 1990. Welchen wichtigen Beitrag GBV-Projekte dazu leisten, zeigen drei innovative EU-Forschungsprojekte mit GBV-Beteiligung.
Preisgekrönte Sanierung
Das Sanierungsprojekt der BWSG in der Hauffgasse wurde kürzlich nicht nur mit dem ETHOUSE Award 2022 ausgezeichnet, es war auch Schauplatz für hohen Besuch. EU-Energiekommissarin Kadri Simson machte sich in Simmering ein Bild über das Objekt. Die Sanierung ist Teil des Projekts Smarter Together – Gemeinsam g’scheiter, welches im Rahmen des EU-Forschungsprogramms Horizont 2020 gefördert wurde. Wien, München und Lyon setzen in ausgewählten Stadtteilen Impulse für eine positive gesellschaftliche Dynamik und eine nachhaltige Stadtentwicklung. Im Fokus stehen Maßnahmen für Klimaschutz und urbane Lebensqualität – wie zum Beispiel integrierte Gebäudesanierungen, klimaschonende Energiesysteme und E-Mobilität.
Das BWSG-Objekt in der Hauffgasse beinhaltet nach der Dachgeschoß-Aufstockung nun 564 Wohnungen mit einer Gesamtnutzfläche von rund 47.300 m². Die Sanierung umfasste alle neun Stiegen der Wohnanlage und wurde bereits im Jahr 2019 gestartet. Bei der umfangreichen Sanierung wurden unter anderem die Wohnungsfreiflächen vergrößert und 79 neue Dachgeschoßwohnungen geschaffen. Zudem wurden die Außenanlagen des Komplexes und die Gemeinschaftseinrichtungen revitalisiert. In der Hauffgasse produziert eine Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 69 Kilowatt-Peak erneuerbare Energie. Ein weiteres besonderes Highlight der Revitalisierung ist die 80-prozentige Verringerung des Heizwärmebedarfs, welcher von 119 kWh/m2a auf 23 kWh/m2a reduziert wurde. Durch ein neues E-Carsharing-Modell konnte nicht nur die Reduktion der Treibhausgasemissionen erreicht werden, sondern auch eine Verkehrsreduktion, da Haushalte in Car-Sharing-Projekten die Autos tendenziell nur für jene Strecken verwenden, wo diese Mobilitätsform auch angebracht ist
© Martin Lusser
Kreislaufwirtschaft im Wohnungssektor (HOUSEFUL)
Ein anderes spannendes europäisches Forschungsprojekt befindet sich im 21. Bezirk in Wien in einem Gebäude von Neues Leben. Im Rahmen des EU-Innovationsprojekts HOUSEFUL werden innovative Systeme zur Wiederverwertung von Ressourcen vor Ort entwickelt, welche anschließend in Demonstrationsgebäuden angewendet werden. Das Ziel des HOUSEFUL Projektes ist es, technische Lösungen in Kombination mit Dienstleistungen auf Gebäudeebene zu entwickeln und damit Kreislaufwirtschaftsmodelle zu definieren. Im Zentrum des EU-Projektes stehen Lösungen, die eine effiziente Nutzung von Wasser, Abfall, Energie- und Materialressourcen ermöglichen. In vier Demonstrationsgebäuden (zwei in Spanien, zwei in Österreich) werden verschiedene technische Lösungen angewendet und gemeinsam mit Stakeholdern zu kreislauffähigen Geschäftsmodellen entwickelt. Das österreichische Demonstrationsgebäude befindet sich in Wien Floridsdorf in der Donaufelder Straße. Der Gebäudeaufbau dieses Hauses gilt als repräsentativ für rund 70% aller Wohngebäude in Österreich. Für alle Demonstrationsgebäude werden BIM (Building Integrated Modelling)-Modelle und „Material Passports“ (Gebäudepässe) erstellt, um die Rückbaufähigkeit der Gebäude zum Ende des Lebenszyklus zu erhöhen.
Demoprojekte für Plus-Energie-Nachbarschaften (SYN.IKIA)
Ein drittes spannendes Forschungsprojekt findet man in Salzburg im Stadtteil Gneis. Im Rahmen des EU-geförderten Projekts „Synikia“ werden bei einem Bauobjekt der Heimat Österreich am Dossenweg Plus-Energie-Nachbarschaften erforscht. Es ist eines von vier Demonstrationsgebieten in Europa und steht als Beispiel für die kontinentale Klimazone. In die Entwicklung eines neuen Plus-Energie-Wohnviertels wird die gesamte Nachbarschaft einbezogen durch ein integriertes Konzept, das eine nachhaltige Energieversorgung und Mobilität, die Anpassung an den Klimawandel und eine umfassende Bürgerbeteiligung zum Inhalt hat. Neben 230 Wohnungen wird dort ebenfalls ein Kindergarten errichtet. Die Beheizung soll durch Biomasse und Wärmepumpen erfolgen. Letztere werden auch durch PV-Anlagen gespeist. Ergänzt wird das Energiemanagement durch ein kontinuierliches Energiemonitoring. Um Nachhaltigkeit noch weiter zu drehen, wird in dem Viertel ebenfalls ein Mobilitätskonzept umgesetzt u.a. mit E-Carsharing. Die Bewohner der unmittelbaren Nachbarschaft erhalten nicht nur die Möglichkeit, ihre Häuser an das Nahwärmenetz anzuschließen, sondern auch eine umfassende Beratung und Förderung für die Sanierung und Wärmedämmung ihrer Gebäude.
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