GBV Ukrainehilfe
Der Krieg in der Ukraine betrifft natürlich auch die GBVs, die ihre Rolle in der Bewältigung dieser Situation in Österreich wahrnehmen. Allerdings sind den GBVs auf Grund des geringen Leerstandes in den gemeinnützigen Wohnhäusern (unter 2%) Grenzen in der Unterbringung von Vertriebenen gesetzt. Ein Leerstand von 2 bis 3 % ist in der Regel für die Fluktuation und Sanierungen notwendig. „Die 185 österreichischen GBVs waren und sind sich ihrer Rolle als sozialverantwortliche Akteure bewusst und werden sich weiterhin auch in dieser Krise einbringen“, betonte Verbandsobmann Bernd Rießland bei der Bilanz-Pressekonferenz Anfang April. Die GBVs haben in vielen Bundesländern ihre langjährige Zusammenarbeit mit sozialen Trägern wie Volkshilfe oder Caritas weiter verstärkt und kurzfristig Wohnungen für Geflüchtete zur Verfügung gestellt.
Zusammenarbeit intensivieren
In Niederösterreich unterstützen viele GBVs (darunter NBG, Alpenland, Terra, NÖSTA, Kamptal) mit ihrem Wohnraum die Tätigkeiten des Landes hinsichtlich der Unterbringung von Flüchtenden aus der Ukraine. Der primäre Ansprechpartner hierfür ist der „Verein Wohnen“ der diesbezüglich die Koordination übernimmt. Es werden aber auch bei Anfragen von Gemeinden, die direkt Kontakt aufnehmen, entsprechende Lösungen gefunden.
In Wien arbeiten viele GBVs mit dem Fonds Soziales Wien zusammen und intensivieren ihre Zusammenarbeit bei der Suche nach Unterkünften. Neben Wohnungen sind auch in Wien Kurzzeitunterbringungen sehr wichtig. Im Rahmen der Ukrainehilfe hat daher zum Beispiel die Siedlungsunion 28 Heimplätze in einem Projekt in 1210 für die Caritas umgehend mit äußerst günstigen Mieten unter Verzicht des Finanzierungsbeitrags zur Verfügung gestellt. Auch ein Tochterunternehmen des ÖSW hat bereits mehr als 50 Wohnungen zur Verfügung gestellt.
Die ÖWG und in weiterer Folge die Landesgruppe Steiermark ist bereits dabei, mit dem Land Steiermark, der Caritas, dem Verein „Jugend am Werk“ ein Hilfsprogramm aufzustellen. Die ÖWG stellt beispielsweise bis zu 20 Wohnungen zur Verfügung. Die GIWOG hat wiederum in der Stadtgemeinde Eisenerz rund 30 Wohnungen aufgestellt. Damit sollten auch Familien gut unterbracht werden können.
Auch in Kärnten beteiligen sich viele GBVs mit unterschiedlichsten Aktionen. Die Landeswohnbau Kärnten hat in Summe mittlerweile 115 Wohnungen an Hilfsorganisationen zur Unterbringung von Flüchtlingen angeboten und befindet sich im Austausch mit diesen Organisationen. Das Kärntner Siedlungswerkes hat in Zusammenarbeit mit der Diakonie Kärnten bereits rund 24 Wohnungen an Flüchtlinge aus der Ukraine weitergegeben. Je nach Verfügbarkeit werden weitere Wohnungen zur Verfügung gestellt.
Im Burgenland hat sich die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG) sehr rasch entschlossen, Flüchtlinge in ihren leerstehenden Wohnungen aufzunehmen. Mittlerweile hat sie in insgesamt 6 Gemeinden des Südburgenlandes insgesamt 23 Wohnungen an aus der Ukraine vertriebene Menschen zur Verfügung gestellt. 85 Personen wohnen in diesen Wohnungen und werden in Kooperation mit der Diakonie Südburgenland betreut. Es handelt sich überwiegend um Frauen und Kinder, wobei die Kinder die örtlichen Kinderbetreuungseinheiten und Schulen besuchen und die Frauen fragen bereits nach der „blauen Karte“ nach, weil sie unbedingt einer Beschäftigung nachgehen wollen.
GBVs als Koordinatoren
Wie groß das Vertrauen in der Leistungskraft der GBVs ist, zeigt Tirol. Dort wurde die gemeinnützige TIGEWOSI vom Land Tirol gebeten, bei der Koordinierung der Unterkünfte hinsichtlich der Abwicklung der Eignungsprüfung mitzuwirken. Es wurden daraufhin Checklisten für die Besichtigung und Übernahmen von Wohnungen und anderen Gebäuden (Hotels, Pensionen,…) ausgearbeitet. Jene Personen, welche die Eignungsprüfung für die betreffenden Wohnungen vor Ort durchführen, wurden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der TIGEWOSI für diese Aufgabe eigens geschult. Es wird auch weiterhin eine Unterstützung in diesem Bereich geben. Bei der Übernahme von größeren Objekten werden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TIGEWOSI auch direkt mitwirken. „Für die TIGEWOSI ist es eine Selbstverständlichkeit, dass sie durch das Einbringen ihrer Expertise einen Beitrag in der aktuellen Notlage leistet,“ so Franz Mariacher.
Kurzzeitunterkünfte gefragt
Es wurden neben zusätzlichem Wohnraum auch temporäre Unterkünfte in leerstehenden Lokalen eingerichtet. „Wir, die ISG Ried, haben unser altes Bürogebäude zur Verfügung gestellt. Das Rote Kreuz konnte so schnell eine Erstunterkunft für 150 Personen einrichten“, stellt Verbandsobmannstellvertreter Herwig Pernsteiner ein Projekt exemplarisch vor. Auch bei der SOZIALBAU AG besteht bspw. für Lokalmieterinnen und -mietern nach positiver Prüfung die Möglichkeit zur Aufnahme von Kriegsflüchtlingen. Bewohnerinnen und Bewohner, die in Eigenverantwortung Mitbewohner und -innen aus der Ukraine aufzunehmen wollen, werden ebenfalls unterstützt.
Zusätzliche Leistungen
Auch wenn Wohnraum ein wichtiger Aspekt ist, so erstreckt sich die Hilfe der GBVs weit darüber hinaus. Die OSG hat nicht nur Wohnraum organisiert, sondern auch Dolmetscher vor Ort, um aufkommende Fragen und Unsicherheiten unverzüglich zu klären. Auch alle Formalitäten wurden abgewickelt, bis hin zur Kontaktierung der Schulleiterin, damit die Kinder am Unterricht teilnehmen können.
Von der Alpenland wurde auch ein weiterer wichtiger Schritt gesetzt und es wurden die Möbelpartner für Musterwohnungen angesprochen, um auch hinsichtlich der Wohnungsausstattung Lösungen zu finden.
Die Salzburg Wohnbau hat wiederum sofort 5.000,- Euro gespendet plus private Spenden der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen für die Soforthilfe durch das Hilfswerk International. Die dadurch unterstützte Nothilfe von Hilfswerk International konzentriert sich auf die Unterstützung des Kinderkrankenhauses in Ivano-Frankivsk in der West-Ukraine sowie auf Soforthilfe vor Ort. Die Wohnbaugenossenschaft St. Pölten beteiligte sich ebenfalls an einer regionalen Sammlung und Spendenaktion. So konnten mehr als 72.000 Euro gesammelt werden und ein ganzer LKW mit Gütern an die ukrainische Grenze gebracht werden.
Auch Neues Leben hat sich solidarisch dem Leid der Ukrainischen Bevölkerung angenommen und bereits am 25.03.2022 im Rahmen einer privat organisierten Hilfslieferung diverses medizinisches Material in Höhe von € 4.000,00 bereitgestellt. Weiters wurde der Stadt Wien beziehungsweise der Caritas in einem mit der Siedlungsunion gemeinsam errichteten Objekt im 21. Wiener Gemeindebezirk in der Katsushikastraße, 60 Appartements für die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt.
NEUES LEBEN bei der Spendenübergabe des medizinischen Materials in Höhe von 4.000€ für die ukrainische Bevölkerung.
Dieser Beitrag wird auf Grund der aktuellen Ereignisse weiterhin aktualisiert.
Klaus Bichler