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GBV-aktuell Interview mit neuem Landesrat Heinrich Dorner

GBV-aktuell: Herr Dorner, haben Sie schon Ihren eigenen Spaten?
Landesrat Dorner: Nachdem ich, wie viele Burgenländer, selbst Haus gebaut habe, habe ich natürlich schon seit längerem mehrere Spaten zuhause ;-)

GBV-aktuell: Sie kommen als erfolgreicher Manager aus dem Pharma-Bereich. Gibt es aus Ihrer Sicht Parallelen zwischen ihrem Alten und Neuen Betätigungsfeld als Landesrat für Bau, Verkehr, Raumplanung und Wohnbauförderung?
Landesrat Dorner: Für mich ist es thematisch in gewisser Hinsicht ein „Zurück zu den Wurzeln“, weil ich die HTL Hochbau absolviert habe. Was der jetzige Job mit meinem letzten auf jeden Fall gemeinsam hat ist, dass oft rasche Entscheidungen bei komplexen Fragen zu treffen sind. Lösungs- und zielorientiert arbeiten, das hat meine Tätigkeit in den letzten 16 Jahren in der Privatwirtschaft gekennzeichnet – und das ist auch mein Zugang zur Politik.

GBV-aktuell: Sehen Sie im Burgenland spezielle Herausforderungen beim Wohnbau gegenüber den anderen Bundesländern?
Landesrat Dorner: Das Burgenland steht aufgrund seiner geographischen Lage und seiner Strukturen sicher vor besonderen Herausforderungen. Im Burgenland gibt es viele Gemeinden mit kleinerer Bevölkerungszahl, aber großen Katasterflächen.
Das Landesentwicklungsprogramm (eine verbindliche Verordnung) sieht vor, dass Siedlungsgebiete konzentriert, räumlich begrenzt, flächensparend und nachhaltig entwickelt werden sollen. Dies soll in erster Linie durch das Schließen von Baulücken im bestehenden Siedlungskörper erreicht werden. Historisch gewachsene bzw. funktionierende Ortskerne und wertvolle historische oder traditionelle Siedlungs- und Bebauungsstrukturen sollen erhalten bzw. aufgewertet werden. Eine weitere Herausforderung ist die prognostizierte Bevölkerungsentwicklung. Bis 2025 sollen rund 10 000 Menschen mehr im Burgenland wohnen. Auch hier kann die Wohnbauförderung als Steuerungsinstrument eingesetzt werden, um die Bevölkerung mit ausreichendem und leistbarem Wohnraum zu versorgen.

Ein Schwerpunkt beim neuen Wohnbauförderungsgesetz ist dabei sicherlich die Förderung bei bodenverbrauchsparendem Bauen. Wird ein bestehendes Objekt durch einen Neubau ersetzt und entstehen dadurch Abrisskosten, so werden diese bis zu einem bestimmten Betrag ersetzt. Wird eine Baulücke geschlossen, kann ebenso ein Bonusbetrag für bodenverbrauchsparendes Bauen zuerkannt werden. Dies ist nur eine von vielen Maßnahmen, damit leistbarer, sozial gerechter und ökologischer Wohnbau im Burgenland auch in Zukunft abgesichert ist.

GBV-aktuell: Neben dem Wohnbau sind Sie auch für die Bereich Verkehr und Raumplanung zuständig. Warum macht es aus Ihrer Sicht Sinn, diese Bereiche miteinander zu verbinden?
Landesrat Dorner: Mein oberstes Ziel als Infrastrukturlandesrat ist das Wohnland Burgenland.- das steht über allem. Wir wollen den Menschen leistbares Wohnen in höchster Qualität ermöglichen. Ein Garant dafür ist unsere Wohnbauförderung, die beste Österreichs. Während andere Bundesländer die Wohnbauförderung immer weiter reduzieren, haben wir sie noch attraktiver gemacht. Seit vergangenem Jahr kommen noch mehr Menschen in den Genuss der Förderung.

Das Burgenland ist zudem ein begehrter Ort zum Leben, auch wenn der Arbeitsplatz wo anders liegt. Von den etwa 133.000 erwerbstätigen Burgenländerinnen und Burgenländern arbeiten knapp 100.000 außerhalb der Wohngemeinde. Viele pendeln weite Strecken zur Arbeit, weil sie gerne im Burgenland leben.Wir unterstützen diese Pendler und erleichtern ihnen das Pendeln, damit sie weiter im Burgenland bleiben. Daher ist es unsere Aufgabe, für ordentliche Rahmenbedingungen für Pendler zu sorgen: Wir werden das Angebot an P&R-Anlagen weiter ausbauen, Bahnhöfe modernisieren und Pendler-Tickets weiter finanziell subventionieren, um finanzielle Nachteile auszugleichen. Und wir machen unsere Straßen moderner, leistungsfähiger und sicherer – Beispiel Sicherheitsausbau der Schnellstraße S31 zwischen Mattersburg und Weppersdorf/St. Martin. 

Im Bereich der Raumplanung bringt ein neues Raumplanungsgesetz bessere Rahmenbedingungen für die Burgenländerinnen und Burgenländer. Durch Einführung von örtlichen Entwicklungskonzepten erfolgt die Gemeindeentwicklung nicht nur vorausschauender, sondern auch transparenter. Außerdem werden wir schneller und effizienter. Das ist ein gutes Beispiel für gelungene Entbürokratisierung und auch Bürgernähe. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass alle drei Bereiche für sich von großer Bedeutung sind und sich zusammen zu einem Puzzle zusammenfügen, über dem die Überschrift „Wohnland Burgenland“ steht. 
 
GBV-aktuell: Welche Bedeutung hat für Sie der gemeinnützige Wohnbau?
Landesrat Dorner: Für mich als zuständiger Wohnbaureferent ist es wie erwähnt wichtig, dass Wohnen für alle Burgenländerinnen und Burgenländer leistbar ist und auch weiterhin für alle Generationen leistbar bleibt.  Wir im Burgenland setzen vermehrt Maßnahmen, um den Wohnbau nachhaltig anzukurbeln. Wichtig dabei ist, Wohnraum zu leistbaren Mieten anbieten zu können. Die burgenländischen gemeinnützigen Bauvereinigungen sind wichtige Partner des Landes im Wohnbau. Derzeit sind es vier gemeinnützige Bauvereinigungen, die mittlerweile rund 24.500 Wohnungen und Reihenhäuser errichtet haben. Das Burgenland ist zwar das Land der „Häuslbauer“, aber derzeit ist die Nachfrage an Wohnungen groß.

Eine weitere wichtige Förderschiene, die wir nur mit den Gemeinnützigen Wohnbauträgern im Burgenland umsetzen, ist die erstmalige Errichtung von Wohnungen in einem bestehenden, bis dato nicht für Wohnzwecke genützten Gebäude, zum Beispiel leerstehende Gasthäuser oder Büroräumlichkeiten. Darüber hinaus sichert der gemeinnützige Wohnbau gemeinsam mit der Wohnbauförderung des Landes rund 2.500 Arbeitsplätze in der Bauwirtschaft. Und was ich noch besonders betonen möchte: alle vier burgenländischen Bauvereinigungen sind Partner bei der 2014 ins Leben gerufenen Bauinitiative „Wir bauen burgenländisch“. Das bedeutet, dass mittlerweile mehr als 90 % des gesamten Bauvolumens als Bauaufträge an heimische Firmen vergeben werden.


Mag. Heinrich Dorner: Seit 28. Februar 2019 Landesrat der Burgenländischen Landesregierung